Travel expands the mind, but also antibiotic resistance!
Eine multizentrische Studie bei schwedischen Reisenden zeigte, dass vor einer Reise 2.4% und nach der Reise 30% mit ESBL kolonisiert waren. Hauptrisikofaktor war die Reisedestination, insbesondere Asien und speziell der indische Subkontinent.Antibiotikaresistenz ist eines der dringlichsten medizinischen Probleme, das die moderne Hochleistungsmedizin bedroht. Als wesentliche Ursache für die Resistenzentwicklung gilt der vielfach unnötige Einsatz von Antibiotika. Geographische Unterschiede bei Antibiotikaresistenzen korrelieren mit dem Antibiotikaverbrauch (Albrich et al. EID 2004). Angesichts der Globalisierung unserer Gesellschaft stellen sie eine Bedrohung auch für Regionen dar, in denen sonst Antibiotikaresistenzen eher selten sind, wie die skandinavischen Länder oder auch die Schweiz.
Ein vordringliches Problem ist die auch bei uns zunehmende Resistenz von Gram-negativen Bakterien gegen Breitspektrum-Penicilline und Cephalosporine durch die extended spectrum Betalactamasen (ESBL).
In einer Beobachtungsstudie an 3 schwedischen reisemedizinischen Zentren wurden zwischen September 2008 und April 2009 Erwachsene eingeschlossen, die eine weniger als 3-monatige Reise ausserhalb von Skandinavien planten. Bei 2.4% Reisenden fanden sich bereits vor der Reise ESBL-produzierende Enterobakterien im Stuhl, bei 30% konnten neu nach der Reise ESBL-produzierende Bakterien, v.a. E. coli (90%), im Stuhl nachgewiesen werden. Multiresistenz fand sich bei 71% dieser neuen Träger. Die wichtigsten Risikofaktoren für den Erwerb von ESBL auf der Reise waren Aufenthalt auf dem indischen Subkontinent (25-faches Risiko), im übrigen Asien (9-faches Risiko) und Nordafrika (5-faches Risiko) sowie Diarrhoe (2.5-faches Risiko) oder sonstige gastrointestinale Symptome (3-faches Risiko) auf der Reise und Alter über 34 Jahre. Da die Reisedauer keinen offensichtlichen Einfluss hatte, scheint die neue Kolonisation bereits relativ früh nach Ankunft eingetreten zu sein.
In der eingefügten Karte sind die Häufigkeiten der ESBL in den verschiedenen Regionen farblich dargestellt.
Dieser Artikel zeigt eindrücklich wie häufig – wenngleich mit grossen regionalen Unterschieden – antibiotikaresistente Erreger als Reisemitbringsel sind. Er erinnert weiterhin an die Bedeutung der Reiseanamnese für die Behandlung auch scheinbar banaler Infektionen.