Resistenzbildung durch Futtermittel: Medizin in Gefahr
Das New England Journal of Medicine singt in der Weihnachtsnummer das alte Lied. Es wird zu viel Antibiotika in der Tierzucht eingesetzt, viel zu viel. Doch nichts passiert.
Geschätzter Antibiotikaverbrauch in den USA (in kg / Jahr)
Der uneingeschränkte Einsatz von Antibiotika wird schon seit Jahren kritisiert.Dabei geht es nicht einmal um den Einsatz von Antibiotika bei erkrankten Tieren, sondern um den breiten, praktisch flächendeckenden Einsatz von Antibiotika als Wachstumsfaktor im Futter. Zu diesem Zweck werden relativ geringe Dosen von verschiedenen Antibiotika der Nahrung zugesetzt (Preis: <25.-/kg!). Man hat dabei beobachtet, dass die Tiere schneller Gewicht zunehmen, ohne dass der Mechanismus für den beobachteten Effekt eigentlich geklärt war.
Der Einsatz von Antibiotika für die Tierhaltung hat nun aber alleine in den USA einen Umfang von gut 80% angenommen. Die Autoren im „perspective“ Artikel warnen vor den Konsequenzen dieses ungebrochenen Einsatzes. In den USA hat man 2005 den Einsatz von Quinolonen in der Geflügelzucht verboten (allerdings erst, nachdem praktisch alle Salmonellen und Campylobacter Quninolone-resistent waren). 2012 hat die FDA versucht, mit einer freiwillig zu befolgenden Empfehlung den Einsatz von Antibiotika im Tierfutter zu limitieren. In Europa sind diese verbote. Doch Verbote können nur Erfolg zeigen, wenn sie auch kontrolliert und durchgesetzt werden, was nicht immer leicht ist. Und wir müssen bereit sein, für das ohne Antibiotika produzierte Fleisch auch einen höhren Preis zu zahlen. Für die USA wird eine Verdoppelung der Fleisch-Prodkuktionskosten (1.2 auf 2.5 Mia US$) vorausgesagt.
Problemlösung durch Abgabe?
Eine Änderung dieser Praxis ist von Nöten. Wir haben seit Jahren keine neuen Antibiotika mehr. Wir müssen alle Methoden einsetzen, mit denen wir Resistenzentwicklung eindämmen können. In der Humanmedizin heisst dies: Antibiotika nur wenn nötig und so gezielt wie nötig. Vielleicht wird es möglich sein, einige Infektionen durch Impfungen zu verhindern, aber eine moderne Medizin ohne wirksame Antibiotische Substanzen ist nicht denkbar. Es ist Zeit, dass auch in der Tierzucht das bevorstehende Fiasko für die Medihin ernst genommen wird.
Die Autoren schlagen nun vor, dass eine Nutzungsgebühr auf Antibiotika im Veterinärbereich eingeführt wird. Damit soll der Einsatz von Antibiotika auf die wichtigsten und ökonomisch notwendigsten Bereiche reduziert werden. Sicher ein guter Ansatz der aber noch ausreifen muss.
Spekulationen zur Wirkung von Antibiotika als Wachsstumsförderer
Wir können hier nur Vermutungen wgen. Möglich wäre, dass die Zusammenstzung der Bakterien im Darm (sog. Mikrobiom) durch Antibiotika verändert wird. Beim Menschen ist bekannt, dass Übergewicht und Veränderungen des Mikrobioms assoziiert sind. Im Mausversucht kann man sogar „¨Übergewicht“ übertragen. Derienige, der das Anti-Antibiotikum für diese Anwendung erfindet, wird reich! Doch das ist wieder ein anderes Feild…. (s. unseren Beitrag vom CROI 2013).