Grippeimpfung: Influenza B unterschätzt

Seit Jahren gilt die Devise, dass wir mit drei Influenza-Stämmen gegen die Grippe impfen, zwei A- und einen B-Stamm. Influenza B wird allgemein als recht stabil angesehen. Möglicherweise müssen wir hier umdenken, wie eine Studie mit einem quadrivalenten Impfstoff zeigt. Neuer Influenza B Virusstamm
Influenza B gilt allgemein als deutlich stabiler und weniger veränderlich. Während die beiden Influenza-A Komponenten des Impfstoffes järhlich der epidemiologischen Situation angepasst werden, bleibt die Inflluenza-B Komponente über viele Jahre immer dieselbe. Doch Analysen der letzen Jahre zeigten, dass Inlfuenza B auch schwere Grippe-Formen auslösen kann. Und seit 1983 wird ein zweiter antigenetisch unterschiedlicher Stamm von Influenza-B Viren beobachtet (Rota et al, Virology 1990). Chinesische Forscher haben kürzlich sogar postuliert, dass diese beiden „lineages“ weiter auseinander-„driften“ und bald als zwei unterschiedliche Serotypen zu bezeichnen sind (Jin et al,2013).
Auch in der Schweiz hatten wir vor wenigen Jahen eine Saison mit einem Impfdurchbruch von Influenza-B. Viele geimpfte Personen hatten eine Influenza B durchgemacht, auch unser gut geimpftes Team war betroffen. Dies schadet der Influenza-Impfung, das selbst motivierte Impfbefürworter das Vertrauen in die Wirksamkeit der Grippeimpfung verlieren.

Ein neuer Versuch mit vier Impfstämmen
Im NEJM wird eine doppelblind randomisierte Studie mit einem neuen quadrivalenten Impfstoff bei Kindern vorgestellt. Die Impfung wurde aber zuvor auch bereits erfolgreich bei Erwachsenen untersucht (Greenberg, Vaccine 2013). Drei Firmen habe jetzt schon quadrivalente Impfstoffe etabliert und es ist eine Frage der Zeit, dass diese auch für die Saisonale Impfaktion eingesetzt werden (Suryadevara et al, Hum Vacc Immunoth 2013)

Auch Kinder erkranken schwer an Grippe
Neu an der jetzt publizierten Studie ist der Fokus auf Kinder. Bisher ging man eigentlich davon aus, dass die Impfung von Kinder zwar einen sehr grossen Einfluss auf die Ausbreitung einer Grippeepidemie hat, doch dass die Kinder selbst weniger von einer Impfung profitieren, weil die Erkrankungsfälle meist mild verlaufen. In dieser Studie hat man nun nicht nur die Grippefälle untersucht mittels Erregernachweis (PCR im Nasopharynxabstrich), sondern auch den schweregrad der Erkrankung mit erfasst. Tatsächlich gibt es auch einen kleinen aber nicht unwesentlichen Anteil an Kindern, die schwere Komplikationen einer Influenza haben und deswegen hospitalisiert werden müssen.

Vergleich mit Hepatitis-A Impfung
Um eine wahre Placebokontrolle zu haben, haben die Autoren dieser Studie die Kinder verblindet etweder mit einer quadrivalenten Grippeimpfung oder mit einer Hepatitis-A Impfung geimpft. Hepatitis. Ein intelligentes Placebo: macht eine lokale Reaktion nach der Imfpung wie die Grippeimpfung auch, schützt aber nicht vor Grippe.

Impfung schützt vor allem gegen schwere Grippeerkrankung
Insgesamt war die Attack Rate (Anzahl erkrankte Kinder mit PCR gesicherter Infektion) unter den Placebo-geimpften mit 5.7% relativ niedrig (ein Kind auf knapp 20 erkrankt pro Saison). Doch interessanterweise war die Rate an mittel bis schwer erkrankten Kindern vergleichsweise hoch (2.4%). Die Schutzwirkung der Impfung (Vaccine Efficacy) war mit 59% für alle Erkrankungen im Erwartungsbereich (etwas tiefer bei den 3-5, höher bei den 5-8-jährigen). Doch die Wirksamkeit war mit 74% deutlich höher wenn nur die klinisch relevanten Fälle von mittelschwerer bis schwerer Grippe einbezogen wurden. Auch hier zeigte sich, dass die Influenza B auch mit der quandrivalenten Form etwas schelchter als Influenza A verhindert wurde. Allerdings gab es in der untersuchten Population praktisch keine Fälle von Influenza B mit dem neuen Virus. Diese Fälle konnten hier (kleine Zahlen) allerdings zu 100% verhindert werden.

Kommentar
Auch wenn wir wissen, dass kleine Kinder an einer Grippe schwer erkranken können (hier gut jedes 50. Kind!), so wird es bei uns schwierig sein, Eltern dazu zu überzeugen, ihre Kinder gegen Grippe impfen zu lassen. Was nciht gegenstand dieser Untersuchung war, aber als zusätzlicher Effekt für die Grippeepidemie zu werten wäre, ist die gut dokumentierte Senkung  der Erkrankungsraten bei Erwachsenen und älteren Menschen, wenn (Klein-)Kinder gegen Grippe geimpft werden.