HIV-Impfung: Lange erwartet und nun endlich ein Durchbruch?
Wir sind vorsichtig mit Erfolgsmeldungen zu HIV-Impfungen. Dieses Mal müssen wir die online-Publikation im NATURE vom 11. September 2013 aber sehr ernst nehmen. Der Impfstoff hat in der Tat das Potential, nicht nur vor HIV zu schützen, sondern vielleicht sogar HIV zu heilen.
Die Autoren aus der Gruppe von Louis Picker der Oregon University hatten bereits im Mai 2013 berichtet (Hansen et al, Nature 2013), dass ihr Impfstoff bei Rhesusaffen eine wirksame Immunantwort gegen das SIV (Affen-HIV) aufbaut. An dieser Impfstrategie war zentral, dass man ein Cytomegalovirus (CMV) verwendete, welches genetisch modifiziert HIV-Eiweisse produziert. CMV hat die Eigenschaft, eine sehr starke, zell-vermittelte Immunantwort auszulösen.
Impfung kann Infektionsausbreitung verhindern
Die Autoren konnten damals zeigen, dass die Immunantwort so stark war, dass die meisten Tiere nach einer Infektion mit dem Affen-HIV (SIV) vor einer Infektion geschützt waren. Dies ist insofern interessant, als die zell-vermittelte Immunantwort eigentlich nur die Virusinfektion im Körper besser kontrollieren, die Infektion selbst aber nciht verhindern kann, wie dies bei einer humoralen Immunantwort bei konventionellen Impfungen der Fall ist.
Immunantwort bleibt über Jahre aktiv
Nun sind die Autoren noch einen Schritt weiter gegangen und haben gezeigt, dass die Versuchstiere tatsächlich nach der Infektion eine regelrechte Virämie durchmachen. In den ersten Wochen bis Monaten nach der Infektion sind tatsächlich viele Zellen infiziert. Umso interessanter ist nun die neue Feststellung, dass nach längerer Beobachtungsdauer (bis 3.5 Jahre) die durch das CMV-Impfvirus etablierte Immunantwort weiterhin sehr effizient die von SIV befallenen Zellen zerstört. Effektiv fand sich nach längerer Beobachtungszeit bei diesen Versuchstieren kein weiteres Virus und keine infizierten Zellen mehr.
Eine Impfstrategie zur "Eradikations"-Behandlung?
Diese lang anhaltende Wirkung des Impfstoffes lässt die Forscher vermuten, dass die Impfung nun auch zur Behandlung von brereits infizierten Tieren eingesetzt werden könnte. Schon beginnen die Forscher, Studien mit HIV-infizierten Personen zu planen. Sollte sich in den nun gestarteten Tierversuchen tatsächlich zeigen, dass die Impfung die vom Virus befallenen Zellen auch bei chronischer Infekton ausmerzen kann, so hätte man mit dieser Strategie wohl eine sehr effiziente Möglichkiet, die HIV-Therapie mit einer Eradikationsstrategie zu ergänzen. Tatsächlich sind diese Studien in den nächsten 2 Jahren geplant.
Quelle: Hansen et al, Nature Sept 2013
Nachtrag:
Das NEJM berichtet in seiner Ausgabe vom 10 Oktober (Hammer et al, NEJM 2013) über einen weiteren abgebrochenen Impfversuch mit einem HIV-prime-Boost Impfkonzept mit Adenoviren. In dieser STudie, die fast 2500 Personen einschloss, fanden sich (nicht signifikant) mehr Infektionen bei den Geimpften als bei den Personen, die Placebo erhielten. Ein weiterer Rückschlag also für die konventionellen Methoden.