MERS-Coronavirus: SARS lässt grüssen

In den letzten Wochen hörte man immer wieder von vereinzelten, schweren Erkrankungen durch das neue, aus Saudi-Arabien stammende Coronavirus, MERS-CoV. Gibt es eine Pandemie?

Diese Woche hat das NEJM zwei sehr aktuelle Arbeiten zum "Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus" (MERS-CoV) publiziert. Die erste Arbeit (Assiri et al) beschrieb den Outbreak von MERS-CoV in einigen Spitälern in Saudi Arabien. Im zweiten Artikel (Mermish et al) wurde eine Übertragung des Virus in einer Familie beschrieben.

Die beiden sorgfältig durchgeführten Arbeiten bringen einiges Licht in die Epidemiologie des MERS-CoV. So weit wir aus den vorliegenden Daten schliessen können, scheint es sich beim MERS-CoV nicht nur um ein Virus zu handeln, welches der gleichen Familie wie der SARS-Erreger angehört. Es sieht auch so aus, als ob die beiden Infektionen ähnliche Muster der Übertragung aufweisen.

Wie schon das SARS-, muss auch das MERS-Coronavirus vor einiger Zeit erstmals von einem Tier auf den Menschen übertragen worden sein. Heute ist klar, dass MERS sich nun von Mensch zu Mensch überträgt.
Was beide Coronaviren vom Grippevirus (Influenza) unterscheidet, ist vermutlich die Infektiosität der betroffenen Personen. Während wir bei der Grippe davon ausgehen, dass die Infizierten bereits vor Symptombeginn maximal ansteckend sind, scheint dies beim MERS-Virus fundamental anders zu sein. Für das SARS-Coronavirus wurde gezeigt, dass das Maximum der Infektiosität rund 13 Tage nach Symptombeginn erreicht wird.

Dies ist ein grundlegender Gegensatz zum Influenza Virus. Hier erreichen die infizierten Personen bereits vor Ausbruch der Symptome ihre maximale Infektiosität. Damit kann man auch schön erklären, weshalb man die SARS-Epidemie recht einfach durch reine Isolationsmassnahmen (Erkrankte werden Isoliert) stoppen konnte, während dies bei der Grippe eben nie gelingt.
Die publizierten Arbeiten zum MERS-CoV zeigen ein sehr ähnliches Verhalten wie das SARS-CoV. Auch hier werden vorwiegend Personen infiziert, die im Kontakt mit hospitalisierten (hustenden) Patienten waren.

Falls diese Schlussfolgerung zutrifft, dürften wir davon ausgehen, dass auch das MERS-CoV keine ernst zu nehmende Gefahr ist. Es scheint unwahrscheinlich, dass dieses Virus eine Pandemie nach dem Beispiel der Influenza-Pandemie auslösen könnte. Beide zitierten Arbeiten zeigen auch, dass das Risiko einer Ansteckung relativ gering ist und die Infektion eben vorwiegend von schwer erkrankten Personen ausgeht.

Quellen