HIV – immer noch ein Thema

Aids scheint seinen Schrecken verloren zu haben. Anlässlich der Mitteilung von steigenden Neudiagnosen in der Schweiz lädt das SRF zu einer Diskussion ein.

An der Sendung «Club» mit Mona Vetsch und Gästen vom 4. Juni 2013 beteiligte sich auch Prof. Dr. Pietro Vernazza, Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene, Kantonsspital St.Gallen

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Pressetext des SRF

Riskanter Sex unter Schwulen dürfte die Hauptursache der steigenden Ansteckungszahlen mit dem HI-Virus sein. Doch ein guter Teil der Männer, die heimlich mit anderen Männern verkehren, haben auch reguläre Beziehungen zu Frauen. Sie sind Ehemänner und Familienväter. Die Ansteckungsgefahr – auch durch weitere Geschlechtskrankheiten – betrifft deshalb alle: Schwule, Frauen und junge Menschen. Seit das HI-Virus nicht mehr tödlich ist, hat es offenbar seinen Schrecken verloren. Warum hat sich der sichere Sex trotz Millionenkampagnen nicht durchgesetzt? Hilft Moral weiter? Und – wie können junge Menschen vor einer Ansteckung mit HIV abgehalten werden?

Im «Club» mit Mona Vetsch diskutieren Schwule, Ärzte und Frauen die medizinischen und sozialen Hintergründe der beunruhigenden Tatsache:

  • Pietro Vernazza, Prof. für Infektiologie, Kantonsspital St.Gallen, Präs. Eidg. Kommission für sexuelle Gesundheit
  • Anton Kohler, Botschafter Aidskampagne «Break The Chains», ehem. Familienvater, heute schwul
  • Michèle Meyer, HIV-positive Mutter, Aids-Aktivistin
  • Dania Schiftan, Psychotherapeutin FSP und Sexualtherapeutin
  • Greg Zwygart, Chefredaktor «Mannschaft Magazin»
  • Toni Bortoluzzi, Nationalrat SVP/ZH, Mitglied Kommission für Soziales und Gesundheit

Positionen der Gäste

Anton Kohler: «Ich bin regelmässiger Dark-Room-Besucher und kenne die Risiken des anonymen Sex gut. An diesen Orten verkehren auch Heteromänner, die Sex mit andern Männern praktizieren. Somit gelangt das Virus in die Heterogesellschaft. Der Sex mit Gummi ist zwar sicher, macht aber keinen Spass.»

Pietro Vernazza: «HIV-Infizierte haben dank medizinischer Fortschritte heute eine gute Lebensqualität. Die Krankheit hat ihren Schrecken verloren. Für die Prävention ist das auch eine Chance: Angst und Schrecken sind kein guter Weg, um eine Botschaft zu vermitteln.»

Michèle Meyer: «Eine HIV-Infektion ist immer noch mit Schuld und Scham behaftet, und es betrifft immer die «anderen». Das ist der reale Motor der Verbreitung von HIV.»

Dania Schiftan: «Nicht jeder, der Sex mit Männer hat, ist schwul. Gerade bei dieser Gruppe gibt es häufig einen nachlässigen Umgang mit Kondomen.»

Greg Zwygart: «Mich stört, dass Schwule auf ihre Sexualität reduziert werden. Beim Sex sollten alle, ob homo- oder heterosexuell, die Regeln einhalten, die vor einer HIV-Ansteckung schützen.»

Toni Bortoluzzi: «Ich kritisiere seit Jahren das sorglose Sexualverhalten der Homosexuellen, weil in diesen Kreisen die Verbreitung des HI-Virus am grössten ist. Die Präventionskampagnen kosten viel und bringen wenig.»