Probiotika schützen vor clostridien-assoziierter Diarrhoe!

Eine der häufigsten und schwerwiegendsten Komplikationen einer Breitbandantibiotika-Therapie ist die clostridien-assoziierte Diarrhoe. Eine neue Metaanalyse mit Einschluss von 20 Studien zeigte, dass die kurzzeitige Einnahme von Probiotika zwei Drittel aller clostridien-assoziierten Diarrhoeen vermeiden könnte.

Warum kommt es zu clostridien-assoziierten Durchfällen?

Antibiotika gehören zu den meist verschriebenen Medikamenten weltweit. Bekanntermassen können sie die Zusammensetzung der gastrointestinalen Flora empfindlich stören und somit zu antibiotika-assoziiertem Durchfall aber auch zur unkontrollierten Vermehrung von Clostridium difficile im Darm führen, was von asymptomatischer, intestinaler Kolonisation bis zu Diarrhoe, Kolitis oder pseudomembranöser Kolitis mit – im schlimmsten Fall – Tod führen kann.

Wie können Probiotika vorbeugen?

Die orale Einnahme von Probiotika soll das Risiko einer Kolonisation durch pathogene Keime wie Clostridium difficile als ‚Platzhalter‘ verhindern. Sie sind mittlerweile in einer Vielzahl verschiedener Formen erhältlich, sowohl in Apotheken als auch Supermärkten, sind also billig und gut verfügbar – ein ideales Präparat zur Verhinderung von Clostridien-assoziierten Durchfällen (CAD).

Resultate der Studie

Es wurden 20 randomisierte und kontrollierte Studien mit insgesamt 3’818 Patienten in die Metaanalyse eingeschlossen. CAD wurde definiert als Diarrhoe mit positiver Clostridien-Kultur oder positivem Toxin (A oder B). Das Risiko eines CAD in der Kontrollgruppe war sehr unterschiedlich und betrug zwischen 0-40%. In der Interventionsgruppe mit Einnahme von Probiotika konnte die Inzidenz der CAD um fast 2/3 gesenkt werden (40 vs 108 CAD Fälle)! Da für eine optimale Evidenz (high qualitiy evidence) eine Patientenzahl von ca. 5’500 gefordert wurde und insgesamt die Inzidenz der CAD relativ tief war (148 auf 3’818 Patienten) wurde die Qualität der Evidenz etwas heruntergestuft und als moderat (moderate qualitiy evidence) angegeben.

Zusätzlich zeigten sich tendentiell weniger Nebenwirkungen (Bauchkrämpfe, Nausea, Flatulenz etc.) in der mit Probiotika behandelten Gruppe – mit einem Probiotikum können sogar andere Nebenwirkungen der Antibitoika gelindert werden!

Kommentar und Folgerung für die Praxis

Die Resultate der Metaanalyse sind sehr eindrücklich. Sie zeigen, dass mit der zusätzlichen Einnahme von Probiotika bei einer Antibiotikatherapie die Inzidenz der CAD um 66% Prozent gesenkt werden könnte.
Konkret würde dies bedeuten, dass bei einer Inzidenz der CAD von 5% (Kontrollgruppe der Studie) 33 Episoden von CAD pro 1000 Antibiotikabehandlungen verhindern werden könnten. Dazu muss aber bemerkt werden, dass bei uns die Inzidenz einer CAD deutlich geringer ist (wahrscheinlich eher zwischen 1-2%) und somit der Effekt wohl geringer ausfallen würde.


Unser Vorschlag
:

  • Bei Breitbandantibiotika-Therapie sinnvollerweise während der Therapie immer auch Probiotika einsetzen (zum Beispiel Actimel von Danone 97ml  (enthält Lactobacillus casei, L bulgaricus und Streptococcus thermophilus) zweimal täglich während der Antibiotikaeinnahme und eine Woche darüber hinaus) um die Inzidenz der clostridien-assoziierten Diarrhoe zu senken
  • Immunsupprimierte Patienten sollten keine Probiotika erhalten (Gefahr von schweren Nebenwirkungen!)

 

Johnston et al.: Probiotics for the Prevention of Clostridium difficile-associated Diarrhea: A Systemtic Review and Meta-analysis, Annals of Internal Medicine

siehe auch unseren Artikel "Joghurt gegen gefährliche Erreger" zur Studie im BMJ 2007