Zirkumzision – Einfache Lösung schwierig – zu überzeugen
Auch die Frage der Beschneidung von Männern als Präventionsmassnahme wird selten so vehement wie in den USA vorangetrieben. Wir Europäer sind da offenbar nicht so sicher, ob mit der Entfernung stark innervierter Hautareale auch eine Veränderung von sexuellem Empfinden einhergeht. Selbst vor dem AIDS-Kongress gab es eine Gruppe von Aktivisten die vor der Massenbeschneidung der männlichen Erdbevölkerung gewarnt haben. Tatsächlich gibt es eine widersprüchliche Literatur zum Einfluss der Beschneidung auf sexuelle Stimulation und Sensibilität. Nicht dass ich hier behaupten möchte, mich in der Literatur auszukennen, doch die Protagonisten der Zirkumzision sind ja wohl nicht gerade bekannt für ihren offenen Umgang mit Sexualität und möglich ist es schon, dass da noch einiges an Begleitforschung nachzuholen ist, bevor sich ganze Bevölkerungen überzeugen lassen.
Aber eines ist klar, und das wurde auch hier in Washington wiederholt betont: Eine einfache, einmalige Massnahme führt zu einem lange anhaltenden Erfolg. Langzeitbeobachtungen nach Zirkumzision sprechen jetzt in den Hochrisikoländern von einer Wirksamkeit über 70% (Kong et al, CROI 2011). Dauernd. Da ist schon einiges dran!
Interessant dazu auch eine Arbeit aus Kenya (Abstract TuAC0401): Hier wurden Partnerinnen von Männern befragt über ihre Erfahrungen nach der kürzlichen Zirkumzision beim festen Partner. Die Rückmeldungen waren überwältigend positiv, 91% sagten sogar, das sie den Sex mit ihren Partnern mehr geniessen würden. Dies dürfte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass sie von einem kleineren Infektionsrisiko beim Partner ausgingen. Dies zeigte sich auch darin dass sie nach der Zirkumzision häufiger Sex ohne Kondom praktizierten.
Auch in Bezug auf die Technik der Zirkumzision gibt es noch Optimierungspotential. Eine weitere Arbeit aus Kenia hat eine vereinfachte Operationstechnik mit dem sog. Shan-Ring vorgestellt (Abstract TuAC0404). Dieses einfache Verfahren mit zwei Ringen, durch welche die Vorhaut durch-gezogen wird, dauert nur 7 Minuten (20’ konventionelle Methode) und wird von allen bevorzugt. Die Arbeit wurde diesen Monat auch publiziert (Barone JAIDS 2012). Eine nicht gerade appetitanregende Videoanleitung mit Bachmusik findet sich auf youtube.
Der Shan-Ring-Technik offenbar noch einen Schritt voraus ist eine nicht-operative Technik mit lokalem Anästhetikum, welche auch von nicht Chirurgen eingesetzt werden kann. In einer offenen Studie in Rwanda wurden Pflegefachpersonen in 3 Tagen in der Technik eingeführt und haben anschliessend über 500 Zirkumzisionen mit geringen Nebenwirkungen durchgeführt (Abstract TUAC0405). Die nebenstehende Anleitung aus dem Abstract zeigt die Einfachheit des Vorgehens. Diese Methode soll nun noch durch die WHO validiert werden und dann im grossen Stil in Subsahara-Afrika zum Einsatz gelangen.