Rettungsanker Ritonavir Boosting für Maintennace

Einen solcher Rettungsversuch hat die Firma nun mit einer Kombination mit boosted Atazanavir ver-sucht (Mills et al, Abstract TuAB0102). Dies ist insofern raffiniert, da das ritonavir-boosting eine Dosierung von 1x 150mg pro Tag erlaubt, was die monatlichen Kosten für die Substanz gleich auf gut 600.- senkt (Vergleich Kivexa: 826.-). Dass ausgerechnet ViiV hier mit einer Nuke-Sparing Therapie voranprescht, ist interessant. Denn ausgerechnet die Nuke-Kombination von ViiV (Kivexa) hat sich durch das beste Verträglichkeitsprofil ausgezeichnet (keine mitochondriale Toxizität, keine Nephrotoxizität) und dürfte ja eigentlich mit aufrechtem Rücken auftreten. Nicht viele Substanzen behalten ihre gute Verträglichkeit bis zur Umstellung auf den Generika Markt. Möglich auch, dass gerade die drohende Generika-Einführung Motivator für diese Neuorientierung war.
Doch ungünstig am Vorgehen bei dieser Studie fand ich, dass die Firma a) das Regime zum Therapiestart einführte und b) die Wahl des Partners. Boosted atazanavir ist zwar ein solider PI, doch die Bilirubin-Erhöhungen und die Probleme mit Protonenpumperblocker verhindern doch die Behandlung bei einigen Patienten. Einfacher wäre sicher eine Kombination mit Darunavir gewesen.
Tatsächlich hat sich dies auch bei diesem „open-label Pilot“ (n=121) nach 96 Wochen bewahrheitet. Verglichen wurde MVC + ATV/r mit Truvada + ATV/r. Auffallend sind die Unterschiede je nach End-punkt. Im MVC-Arm haben nur 67% (vs. 82%) den <50 virologischen Endpunkt erreicht. Viele Patienten hatten offenbar eine VL zwischen 50-400, da der Unterschied mit diesem Endpunkt deutlich gerin-ger wurde (78% vs. 84%). In der Studie wurden zahlreiche weiteren Aspekte untersucht, insbesondere auch CD4-Anstieg und Aktivierungsmarker, doch alles ohne Unterschiede.

Es sieht so aus, dass die Firma den Rettungsanker nun noch weiter verfolgen will, jedoch mit Darunavir als Partner. Eine kleine unkontrollierte Studie (150mg MVC plus 800/100 DRV/r) im Rahmen der ACTG-Zentren hat erste (durchwegs positive) Erfahrungen bei 25 Patienten präsentiert (TuPE099).