Neue Strategien: Vorhandenes optimal einsetzen

Mit bald 30 verfügbaren Medikamenten gegen HIV sind wir schon einmal gut bedient. Aber ein grosses Potential liegt noch in der Optimierung des Einsatzes der Medikamente.

Interessanterweise haben wir in diesem Gebiet auch nur sehr wenig Studien. Pharmafirmen müssen für die Registrierung ihrer Substanzen gewisse Standardvergleiche liefern. Es geht immer um den Einsatz eines Medikamentes während zwei Jahren bei Therapieunerfahrenen Menschen. Doch was wir heute brauchen, sind Langzeitstrategien: Was ist die optimale Behandlung für 10 oder 20 Jahre. Da werden Fragen der Langzeittoxizität entscheidend. Aber auch – und das immer mehr – Fragen des Preises. Auch wir Mediziner müssen uns den Realitäten des politischen Umfeldes stellen und Kosten Nutzen Überlegungen in unsere Strategie-Entscheide einbeziehen.

St. Galler Therapie-Strategie

Seit einigen Jahren haben wir an unserem Zentrum recht konsequent eine klare Therapiestrategie aufgebaut. Dabei setzten wir drei Schwerpunkte:

  • Fokus auf Readiness und Adherence: Nur wer wirklich motiviert ist, eine Therapie einzunehmen, soll damit beginnen.
  • Therapiestart mit minimalem Resistenzrisiko: Eine Induktionstherapie soll so geplant sein, dass keine Resistenzentwicklung möglich ist.
  • Langzeitverträglichkeit erst relevant in Erhaltungstherapie: Ist die Viruslast supprimiert, sind Resistenz- und Adherenceprobleme sekundär. Jetzt erst geht es um die Optimierung der Verträglichkeit.

    Wir haben nun mit Freude festgestellt, dass auch die Therapiestudien immer häufiger strategische Ansätze untersuchen. Bisher hatten Pharmazeutische Firmen versucht, ihre Produkte als First-Line Drug zu positionieren, mit der (z.T. berechtigten) Annahme, dass Patienten oft damit auch weiterfahren. Doch Therapiestrategien wie wir sie in St. Gallen formuliert haben, sind auch andernorts immer populärer. Und auch die Industrie hat entdeckt, dass sie sich nun auf den „Maintenance-Markt“ fokussieren muss.

(Maintenance-) Strategien der Pharmaindustrie – Ein persönlicher Eindruck

Im Folgenden möchte ich einige Präsentationen der hier gezeigten Arbeiten zu Therapien als firmen-spezifische Strategien präsentieren. Ich möchte aber betonen, dass diese Strategien vollständig meiner Jet-Lag-beeinflussten Fantasiewelt entspringen und (vielleicht) überhaupt nichts mit der knallharten Realität zu tun haben.