Masernausbruch in Schule: Impfkampagne sinnvoll

Bei Masernausbrüchen in einer Schule stellt sich oft die Frage, ob eine Impfung der noch nicht geimpften Kinder den Ausbruch begrenzen kann. Durchaus, so das Fazit einer mathematischen Modellrechnung

Klicken auf Bild zum Vergrössern Die Autoren vom Robert-Koch-Institut und von der Universität Utrecht haben ihr mathematisches Modell auf bekannten und gut etablierten Daten zur Infektiosität und Inkubationszeit der Masern-Erkrankung aufgebaut. Das prinzipielle Modell ist in der nebenstehenden Abbildung (Klicken zur Vergrösserung) zusammengefasst.

Die Vorgabe war ein Masernausbruch in einer Schule. Wer geimpft ist (rechts oben) hat eine sehr kleine Wahrscheinlichkeit, angestetckt zu werden. Nichtgeimpfte (susceptible) Kinder können angesteckt werden. Ob eine Impfung die Infektionsausbreitung verhindern kann, war nun die Frage der Studie. Die Wahrscheinlichkeit ändert sich je nach dem, wie rasch eine Impfkampagne eingeführt werden kann.

Gut fundierte Parameter
Wie gut ein mathematisches Modell die Realität vorauszusagen vermag, hängt von den zugrundeliegenden Annahmen ab. Diese waren im vorliegenden Modell überzeugend:

  • Inkubationszeit: 7-14 Tage (modal 10d)
  • Latenzperiode (Ansteckung bis Beginn Infektiosität): Symptomastart – 4 Tage
  • Dauer Infektiosität: 4 Tage vor bis 4 Tage nach Symptombeginn
  • Dauer, um nach Impfung Immunität aufzubauen: 13.2 Tage
  • Anzahl tägliche Kontakte pro Schüler: 20
  • Effizienz Impfung: 99.8%

Das Modell spielt dann die Intervention (Masernimpfung der noch nicht geimpften Kinder) mit verschiedenen Zeitpunkte durch. Es werden auch Resultate für zwei verschiedene basale Reproduktionsraten R0 (Anzahl weitere Ansteckungen pro infiziertes Kind) berechnet (entweder 16 oder 31).

Impfkampagne ist wirksam
Die Resultate sind – basierend auf den hohen Annahmen der basalen Reproduktionsrate (Literatur: 8-17) – eher als konservativ einzuschätzen. Und dennoch: die Impfung aller noch nicht geimpften Schüler kann grosse Masernausbrüche verhindern, wenn sie innert 12-24 Tagen  nach Beginn des Ausbruchs durchgeführt wird. Selbst mit einer Verzögerung von 50 Tagen (7 Wo) kann die Intervention noch das Ausmass des Ausbruches begrenzen.

Sicher eine hilfreiche Arbeit wenn es einmal darum geht, in einer solchen Situation rasch entscheiden zu müssen. Natürlich müssen solche mathematischen Modelle dann auch in wirklichen Ausbruchsszenarien überprüft werden.