Keuchhusten-Impfung: Wirkdauer bescheiden
Zur Zeit finden wir weltweit immer wieder Ausbrüche von Pertussis (Keuchhusten). Möglich, dass die Impfung uns zu wenig schützt?
Im NEJM vom 13. September 2012 haben Autoren von Kaiser Permanente eine interessante Arbeit zur Wirksamkeit des Pertussis-Impfstoffes publiziert. Die Analyse weist auf eine lausige Langzeitwirksamkeit des aktuell verwendeten azellulären Pertussis-Impfstoffes hin. Seit den 90er Jahren wird in den USA und in den meisten Ländern (auch in der Schweiz) nur noch der azelluläre Pertussis-Impfstoff eingesetzt. Der Impfstoff ist deutlich besser verträglich als der früher verwendete Ganzzell-Impfstoff, bei welchem ganze Bakterien in der Produktion des Impfstoffes eingesetzt wurden.
Gute Verträglichkeit hat ihren Preis
Will man Eltern empfehlen, ihr Kind gegen eine schwere Krankheit zu impfen, so ist man verständlicherweise bemüht, möglichst gut verträgliche Impfstoffe zu verwenden. Doch wie schon bei anderen Beispielen (z.B. Mumps: gut verträglicher aber unwirksamer Rubini-Impfstoff, Schlegel et al.) müssen wir vielleicht lernen, mehr Immunreaktion und somit Schmerzen an der Einstichstelle in Kauf zu nehmen, wenn wir auch gute Langzeitwirkungen erzielen möchten.
Kinder mit Pertussis verglichen mit Kontrollen
Klein et al haben eine einfache Case-Controll Studie zur Überprüfung der Wirkdauer der Impfung verwendet. Knapp 300 Kinder mit nachgewiesenem Pertussis (PCR) wurden mit gut 6000, sonst vergleichbaren Kindern (maching!) ohne Pertussis verglichen. Es zeigte sich ein deutlicher Unterschied des letzten Impfzeitpunktes. Kinder mit Pertussis hatten ihre letzte Impfung weiter zurückliegend als Kinder ohne Pertussis.
In der nebenstehende Abbildung zeigt sich sehr schön, dass die Rate von Pertussisfällen praktisch linear mit der Zeit seit der letzten Impfung ansteigt. Wenn nun 7 Jahre nach der Impfung bereits 20% der Kinder mit einer PCR-positiven Pertussis-Infektion rechnen müssen, dann ist dies wirklich keine Impfung mit guter Langzeitwirkung.
Gibt es einen Ausweg?
Vermutlich können wir das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen und wieder auf den Ganzzell-Impfstoff zurückkommen. Man müsste ja auch noch zeigen, dass dieser Impfstoff tatsächlich länger wirkt als der azelluläre. Auch wenn der frühere Impfstoff lokal mehr Beschwerden verursacht hatte, so war er deswegen nicht wirklich gefährlich (Braun et al, Pediatrics, 2000).
Pertussis ist eine lästige Krankheit für ältere Kinder und auch Erwachsene, wie wir gerade in diesen Wochen in unserem Umfeld beobachten. Wirklich gefährlich ist die Krankheit jedoch für Säuglinge. Diese können wir jedoch nicht durch die Impfung schützen. Wir müssen erreichen, dass die Menschen, welche mit Neugeborenen Kontakt haben, sich wirksam gegen Pertussis schützen. Durch die Impfung von werdenden Eltern, Geschwistern und Personen, die mit Säuglingen arbeiten, sind wir dem Ziel näher.
Quelle: Klein et al, NEJM, 2012