Berlin-Patient ist CCR5-deletion irrelevant?
Der bekannte „Berlin-Patient“ ist ein HIV-infizierter Mann, der im Rahmen einer malignen Erkrankung eine Knochenmarks- (KM-) Transplantation erhalten hat (Hütter et al, NEJM 2009) und seither als geheilt gilt. Er selbst war auch am AIDS Kongress. Speziell an dieser Transplantation war, dass der Spender des KM die sogenannte 32 Delta Mutation im CCR5-Gen hatte. Menschenmit dieser homozygoten Mutante haben keinen CCR5 Rezeptor auf den Zellen und können daher nicht mit HIV infiziert werden. Der Berlin-Patient hat nun auch solche CCR5-deletierten Zellen. Nach der Transplantation wurde die Therapie gestoppt und der Pat. blieb bis heute geheilt.
Timothy Henrich aus Boston präsentierte (Abstract THAA0101) Langzeit-Beobachtungen von zwei Patienten die eine allogenetische RIC (reduced intensity conditioning) Knochenmarkstransplantation erhalten hatten. Beide Patienten hatten ein Rezidiv nach einer homologen KM-Transplantation und waren vor der Transplantation heterozygot für die CCR5-deletionsvariante. Die könnte auch irrelevant sein, war aber auch beim „Berlin-Patient“ der Fall. Das spezielle an dieser Beobachtung ist, dass beide Patienten heute – Jahre nach der Transplantation – in ihrem Blut keinerlei Hinweise für HIV haben (RNA, DNA, 2-TRC, abfallende Antikörpertiter). Beide Patienten nehmen noch immer die HIV-Therapie. Doch so wie es aussieht, werden die beiden jetzt wohl einen Absetzversuch machen. Wenn dies funktioniert, dann müssen wir wohl den Grund für die „Heilung“ beim Berlin-Patienten anderswo suchen als bei der CCR5-Deletionsvariante, denn beide Patienten erhielten ganz normale, homozygot CCR-5 positive Stammzellen. So kann man in der Wissenschaft irregeführt werden….