Vancomycin resistente Enterokokken und Antibiotikaverbrauch

Im Journal of Infection Control and Hospital Epidemiology wurde aktuell ein Artikel publiziert, welcher die Inzidenz von Bakteriämien mit Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) und die Assoziation zum Antibiotikaverbrauch untersucht. 
 
 

Background der Studie:
Bakteriämien mit Vancomycin-resistenten Enterokokken nehmen bei hospitalisierten Patienten zu und führen zu erhöhter Mortalität und Kosten. Eine Assoziation zum Antibiotikaverbrauch, insbesondere Cephalosporinverbrauch, wird vermutet.

Studiendesign, -setting und Berechnungen:
In dieser retrospektiven Kohortenstudie in einem mittelgrossen Spital mit 900 Betten in Alabama, USA,  wurde die Inzidenz von VRE positiven Blutkulturen von 2005-2008 pro 1000 Patiententage berechnet und diese mit dem Antibiotikaverbrauch pro 1000 Patiententage korreliert. Es wurde für verschiedene Antibiotika und verschiedene Abteilungen (Intensivstationen, medizinische Abteilungen) berechnet und über die Zeit korreliert.

Resultate
Die Resultate zeigten eine über die Jahre zunehmende Inzidenz der VRE-Bakteriämien, welche assoziiert waren mit dem Gebrauch von Ceftriaxon im vorangegangenen Monat (siehe Abbildung). Es zeigten sich keine Korrelationen zwischen der Gesamtklasse der Cephalosporine oder anderen Antibiotika, wie Piperacillin/Tazobactam, Ceftazidime, Cefepime, Cefazolin und Vancomycin.

Interpretation
Die Autoren haben sich die Korrelation der VRE-Bakteriämien lediglich zu Ceftriaxon und keinem anderen Antibiotikum so erklärt, dass dieses besonders gut gallengängig ist, in den Darm ausgeschieden wird und die Darmflora verändert. Somit können VRE selektioniert werden.
Es wird angenommen, dass ein zurückhaltender Verbrauch von Ceftriaxon die nosokomialen VRE-Bakteriämien reduzieren können, bemerken aber auch, dass der Einsatz von Antibiotika nicht der einzige Grund für die VRE-Bakteriämien ist, sondern Händehygiene und Isolationsmassnahmen ebenfalls Übertragungen verhindern können. Wir erfahren in dieser Studie leider nichts über die Patientenpopulation und deren Komorbiditäten, was ebenfalls relevant für nosokomiale Bakteriämien ist.

Ist das in der Schweiz überhaupt relevant?
In den USA ist die Enterokokkenbakteriämie die zweithäufigste, nosokomiale Bakteriämie, davon sind 30% der Enterokokken Vancomycin-resistent. In der Schweiz (Quelle: anresis) wurde 2011 eine Prävalenz von 0.2% von VRE positiven Isolaten gemeldet2, wieviele davon Blutkulturen betraf ist nicht evaluiert. Das Problem scheint bei uns somit „noch“ nicht von grosser Bedeutung zu sein.

Quellen:
1. Infection Control and hospital epidemiology, July 2012, Vol. 33, No. 7
2. www.anresis.ch