Die Pille davor – kaum eine sinnvolle HIV-Prävention

Mit grossem Tamtam möchten uns die US Medien eine Pille anpreisen, die uns gegen eine Infektion mit HIV Schützen soll. Pille statt Kondom. Doch so einfach ist die Sache auch wieder nicht….

Die Daten dazu wurden bereits am 23.November 2010 publiziert und die damalige Eidgenössiche Kommission für AIDS Fragen (EKAF) hat gleichentags in einer Stellungnahme aufgezeigt, dass dieser Präventionsweg nicht das Gelbe vom Ei ist.

Nun haben US-Experten und Berater der FDA die Amerikanische Zulassungsbehörder (FDA, Food and Drug Administration) empfohlen, dass die in der ersten Studie nachgewiesene Wirkung von Truvada nicht nur zur Therapie sondern auch für die Prävention von HIV eingesetzt werden soll und kann. Mindestens bei Personen mit hohem Risikoverhalten.

Wir halten uns noch an die zurückhaltende Position der EKAF, die vor allem aus folgenden Gründen keinen Einsatz der Substanz für die Prävention sah, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Die Pille wirkt nur, wenn sie auch sehr regelmässig eingenommen wird
  • Diejenigen Personen mit hohem Gesundheitsbewusstsein sind meist auch diejenigen, die eine Pille regelmässig einnehmen können, aber meist sind es auch dieselben, die sich sehr gut mit Kondomen gegen HIV schützen.
  • Die Pille ist teuer. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass jemand bereit ist täglich 35.- Franken auszugeben für einen Schutz, den er / sie auch mit einem Kondom gleich wirksam haben kann.
  • Die Folgen der Langzeitnebenwirkung der Substanz (Nierenfunktion / Knochenprobleme) sind noch wenig bekannt. Gesunde Menschen sollten sich besser anderweitig schützen.
  • Ein Medikament, das für die Behandlung von HIV einesetzt wird, sollte nicht auch in der Prävention benutzt werden. Das schafft Probleme mit Resistenzen und auch einen Schwarzmarkt

Sicher wird es Menschen geben, die von einer Pille in einer speziellen Situation profitieren dürften. Doch gehen wir davon aus, dass die Substanz in der Schweiz und vermutlich in den meisten Europäischen Ländern nicht zur Prävention eingesetzt wird.

Dies ist die Meinung des Autors und nicht zwingend auch der Eidg. Kommission für sexuelle Gesundheit  (EKSG, Nachfolge der EKAF), die durch den Autor präsidiert wird.