Maraviroc: Wiedergeburt in neuem Glanz?
Maraviroc wurde als erster CCR-5 Inhibitor gefeiert. Doch der Einsatz der neuen Substanz war weit unter den bescheidensten Erwartungen. Ein wesentliches Argument gegen Maraviroc war der Preis. Gibt es nun eine Rettung aus der ausweglosen Lage?
Maraviroc ist sicher eine Substanz mit interessantem Wirkungsspektrum. Ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Medikamenten ist, dass es nur die sog. R5-Viren behandelt, also jene, welche den CCR5-Corezeptor für den Eintritt in die Zelle nutzen. Doch gerade in einer Zeit, in der wir von immer früherer Therapie sprechen, sollte das doch kein grosser Nachteil mehr sein, denn zu Beginn der Infektion haben praktisch alle Betroffenen ein reines R5-Virus.
Rettung durch Boosting?
Maraviroc’s Rettung könnte durch einen pharmakologischen Trick zustande kommen. Tatsächlich zeigen bisherige Erfahrungen, dass man die zweimal tägliche Abgabe durchaus auf 1x täglich reduzieren kann, wenn die Therapie mit Ritonavir geboostet wird. Der Clou ist, dass damit nicht, wie bei QD Raltegravir oder Kaletra, einfach die Tagesdosis auf einmal genommen wird, sondern dass tatsächlich nur die Hälfte des Medikamentes geschluckt wird. Und mit einer 50% Preisreduktion ist der Preis nun durchaus wieder konkurrenzfähig.
Vorteil Kompartimente!
Sollte die Umstellung auf 1x-täglich mit Ritonavir tatsächlich gelingen, so können wir dann auch die bedeutendsten Vorteile von Maraviroc wieder ins Feld ziehen: die Substanz wird sehr gut im Genitaltrakt und im Gehirn angereichert. So sind zwei wesentliche Elemente für die Zukunft (klarer Kopf und viele Kinder) gesichert.
Neue Studien mit qd-MVC/r
In Rom wurden zwei Studien präsentiert, welche beide Hoffnung aufkommen lassen.
Die erste war eine randomisierte, Phase-2b-Vergleichsstudie mit Maraviroc plus boosted Azatanavir (AZV/r) gegen Truvada plus AZV/r (TUAB0103). In dieser Phase-2b-Studie ging es darum zu entscheiden, ob die Entwicklung einer qd-boosted Formulierung vorangetrieben werden sollte. Tatsächlich war die Kombination im Wesentlichen gleich potent wie die Standardtherapie Truvada+boosted Atazanavir. Doch in der <50 Kopien Analyse, war Maraviroc leicht unterlegen. Allerdings war der Unterschied nicht statistisch signifikant, denn die Studie war nicht darauf ausgelegt.
Doch die Studie hat gezeigt, dass die Kombination gut toleriert wird und dass eine gute Suppression erreicht werden kann. Das Konzept wird nun vorangetrieben mit einer Kombination mit Darunavir: sicher eine sinnvoller Entscheidung. Die Folgestudie (Phase 3) wird in der Schweiz noch dieses Jahr anlaufen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang auch ein Poster von einer kleineren Studie (Nozza et al, IAS 2011), welche bei nur 37 Patienten mit MVC+LPV/r sehr gute Resultate zeigte.
Retrospektive Analyse Motivate Studie
Eine zweite Arbeit (TUAB0106) hat die Daten aus der Motivate Studie in Bezug auf PI-boosting angeschaut. In den beiden Motivate Studien (bei vorbehandelten Patienten), welche zur Registrierung von Maraviroc durchgeführt wurden, gab es einen qd- und einen bid-Arm. Der qd-Arm war etwas unterlegen, was dann zur Einführung der Substanz bid geführt hat. Nun hat die retrospektive Analyse aber gezeigt, (s. Abbildung), dass die Thearpieresultate mit einmal täglich 150mg MVC dieselben Resultate erzielen, wie eine Kombination mit den boosted PI (im wesentlichen Atazanavir und Lopinavir).