HIV-Impfung: Ein neuer Stern am Horizont

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Tatsächlich darf man erste, wirklich ermutigende Resultate in der Entwicklung von monoklonalen Antikörpern als die Morgenröte der Impfforschung bezeichnen. Die Ergebnisse kommen ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo "Treatment as Prevention" im Zenit steht und alles andere überschattet.

Gary Nobel (MoPL102) hat in der Plenary vom Montag eine sehr schöne Zusammenfassung der aktuellen Lage der Impfstoff-Entwicklung präsentiert. Dabei hat er einen speziellen Fokus auf die Hoffnungen rund um die monoklonalen Antikörper mit breiter, neutralisierender Wirkung gesetzt.
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren in diesem Bereich Einiges bewegt. Die verbesserte Kenntnis der Oberflächenstrukturen des HIV-Virus und des Mechanismus, den das Virus zum Eintritt in die Zelle benützt, haben diese Entwicklung erst ermöglicht. Die Arbeiten mit neutralisierenden Antikörpern basieren auf der Voraussetzung, dass das Virus in jedem Fall mit seiner gp120-Oberfläche an den CD4-Rezeptor binden muss.

Ein wesentlicher Durchbruch gelang aber nun mit einer molekularen Modifikation von Oberflächenstrukturen der CD4-Bindungsstelle des Virus. An dieser Stelle binden eben nebst den neutralisierenden Antikörpern auch ganz viele nicht neutralisierende Antikörper. Diese Bindung verhindert dann das Andocken der "guten", neutralisierenden Antikörper. Nun ist es gelungen, die Oberflächenstrukturen in der Umgebung der CD4-Bindungsstelle (gelbe Abschnitte in der Abbildung) so zu verändern (rot), dass andere, störende Antikörper nicht gebildet werden.

Die nun mit solchen modifizierten Oberflächen entstandenen, neueren monoklonalen Antikörper (mAb) neutralisieren nicht nur Clade-B-Virus sondern sie zeichnen sich aus durch ihre breite Wirksamkeit bei über 90% der Viren aller Claudes aus.
Nobel hat den mAb seiner Gruppe vertieft präsentiert (VRC01, s. Wu et al, Science 2010) aber er hat auch die Daten anderer Gruppen gewürdigt, deren Produkte ebenfalls hoffnungsvolle Entwicklungen mit mAb zeigen. Tatsächlich konnten die Autoren bereits erste Ergebnisse mit sterilisierender Wirkung bei Affen zeigen. Das heisst, erste wirkliche Anzeichen, dass die so generierten Antikörper tatsächlich vor einer Infektion schützen könnten.

Diese Resultate sind ermutigend. Sie kommen zu einem Zeitpunkt, wo das Paradigma "Treatment as Prevention" einen Höhepunkt erreicht hat. Nobel hat sich dafür eingesetzt, dass man jetzt nicht die Impfforschung vernachlässigen sollte. Tatsächlich hat das NIH alle seine Aktivitäten in der HIV-Impfforschung reduziert mit Ausnahme der monoklonalen Antikörper. So wie Nobel die Entwicklung skizziert hat, ist dies in der Tat die richtige Entscheidung. Denn eine Impfung ist immer noch besser, als alles andere, was wir heute mit ART, PrEP und PEP zur Verfügung haben.