Nevirapine-Nebenwirkung: noch immer kein genetischer Test
Nevirapine gehört zu den am längsten bekannten HIV-Standardtherapien. Abgesehen davon, dass es eines der günstigsten Medikamente ist, hat es den grossen Vorteil der ausgezeichneten Langzeitverträglichkeit und der exzellenten Wirksamkeit im Gehirn. Doch weshalb wird Nevirapine immer noch so wenig verwendet?
Nevirapine gehört zu den am längsten bekannten Standardtherapien von HIV. Abgesehen davon, dass es eines der günstigsten Medikamente ist, hat es den grossen Vorteil der ausgezeichneten Langzeitverträglichkeit und der exzellenten Wirksamkeit im Gehirn. Doch weshalb wird Nevirapine immer noch so wenig verwendet?
Das Problem ist die Toxizität bei weniger als 20% der Behandelten in den ersten Wochen der Therapie: Hepatotoxizität, Hautausschlag und Fieber treten bei 6-15% der mit Nevirapin (NVP) behandelten Patienten auf. Diese Anfangsschwierigkeiten in der Behandlung – sie setzen engmaschige Kontrollen in den ersten 3 Monaten der Therapie voraus – machen die Substanz unattraktiv für viele Behandler. Wäre es da nicht ideal, man könnte mit einem genetischen Test die über 80% voraussehen, welche die Substanz von Anfang an problemlos tolerieren?
In einer Fall-Kontrollstudie wurden genetische Grundlagen für dieses klinische Problem untersucht. Insgesamt wurden 2744 SNPs (single nucleotide polymorphisms) untersucht (Medikamentenmetabolismus, Transporter, Immunantwort, HLA-Gene). Verglichen wurden 286 „Fälle“ (175 Haut-, 101 Leberprobleme) mit 587 Kontrollen verglichen.
Es fanden sich tatsächlich gewisse Risikokonstellationen (s. Bericht). Kutane Nebenwirkungen waren assoziiert mit CYP2B6516G→T, HLA-Cw*04 und HLA-B*35. Das Risiko für kutane Nebenwirkungen war speziell hoch für Schwarze mit der Kombination CYP2B6516TT plus HLA-Cw*04 und Asiaten mit der Kombination HLA-B*35 plus HLA-Cw*04. Hepatotoxizität war mit HLA-DRB1*01 vergesellschaftet. Aber die Zuordnung war zu wenig eindeutig, als dass dieser Test ähnlich wie für die Abacavir-Hypersensitivität nun eingesetzt werden könnte.
Die Resultate suggerieren allerdings unterschiedliche Mechanismen der NVP-Nebenwirkungen:
– Haut: MHC-Klasse I-vermittelt, durch CYP2B6 beeinflusst
– Leber: MHC-Klasse II-vermittelt, CYP2B6-unabhängig
In der gleichen Session wurden zahlreiche weitere Arbeiten mit pharmakogenetischen Aspekten vorgestellt. Die wichtigsten dazu haben wir online zusammengefasst. Es geht insbesondere um die Nephro-Toxizität von Tenofovir, um die Pharmakogenetik von Etravirin und die Einflüsse von LDL-R und IL28b-Genotypen auf den Verlauf der HCV-Therapie.