Macht Fett gesund oder krank
Die Inzidenz der Lipoatrophie unter HIV-Infizierten geht, nach dem progressiven Verschwinden von antiretroviralen Kombinationen die Thymidinanalogen enthalten, langsam zurück. Das heutige Interesse richtet sich vielmehr auf die viszerale Fettakkumulation die wegen der Assoziation mit KHK, Diabetes mellitus und generalisierter Entzündung bedenklich ist.
McComsey et al präsentieren Daten zur viszeralen Fettzunahme unter thymidin-sparenden Kombinationen in der ACTG Studie A5224s. Die Studie hat 4 Arme mit EFV oder ATV/r kombiniert mit TDF/FTC oder ABC/3TC.
Eingeschlossen wurden 269 Patienten und die Analyse erfolgte nach 96 Wochen. Die Analyse erfolgte getrennt für den Effekt der NRTI und EFV vs. ATV/r. Die Effekte auf die Lipoatrophie wurden vor einem Jahr präsentiert. Die aktuelle Analyse betrifft die Fettzunahme in den verschiedenen Kompartimenten. Die Fettzunahme korrelierte nur mit dem BMI. Die Zunahme des viszeralen und Stammfetts unter TDF/FTC oder ABC/3TC war vergleichbar. Dagegen führte ATV/r gegenüber EFV zu einer stärkeren Zunahme von Stammfett (durchschnittliche Fettzunahme im Gesamtkollektiv: 1.8 kg; bei ATV/rtv Behandelten: + 1.1 kg verglichen mit EFV Behandelten) mit einem Trend zu stärkerer, viszeraler Fettzunahme. Diese Daten erinnern uns an eine publizierte SHCS-Beobachtungsstudie über 6 Jahre. Diese fand eine erhöhte Gewichtszunahme unter Therapie mit ATV/r und LPV/r (Nguyen et al., HIV Medicine 2008).
Abschliessend stellt sich natürlich die Frage, ob eine gewisse Gewichtszunahme nun ein positives oder ein negatives Signal sei. Die leichte Gewichtszunahme dürfte auch als Zeichen der reduzierten Immunaktivität durchaus positiv bewertet werden.