iPrex-revisited

Zurück zur Inhaltsübersicht: Kongressbericht Boston 2011Eine spezielle Session hat am CROI die Fortschritte und offenen Fragen zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) behandelt. Insbesondere wurden Fragen zur Adherence, aber auch Nebenwirkungen der PrEP behandelt.

Die Ergebnisse der iPrEx-Studie sind bereits veröffentlicht (NEJM, online 23.11.10). In dieser Sitzung ging Robert Grant noch einmal auf die Ergebnisse der ersten Präexpositions-Prophylaxe-Studie mit TDF/FTC ein mit Fokus auf die Adherence ein. In einer sogenannten nested case control substudy wurde bei Patienten nicht nur der Plasmaspiegel von TDF und FTC gemessen, sondern auch die intrazelluläre Konzentration in PBMCs.  Bei Patienten unter TDF/FTC konnte in 100% ein Nachweis geführt werden, es besteht eine 95%ige Korrelation zwischen Plasma- und intrazellulärem Spiegel.
Es zeigte sich nun, dass nur bei 9% der HIV-serokonvertierten Personen in der iPrEx-Studie ein Spiegel messbar war im Vergleich zu 51% in der HIV-negativen Kontrollgruppe, wobei auch hier die Konzentration niedrig war.
 
Bei messbaren Medikamentenspiegeln betrug die relative Risikoreduktion bei ungeschütztem rezeptivem Analverkehr 95%. Auch hier gilt also, dass nur helfen kann, was auch eingenommen wird. Oder wie wir bereits damals kommentiert hatten: Nicht besser als ein Kondom, wer es benutzt, ist geschützt.
Ein Problem der Studie ist ja, dass die Adherence gering war, z.B. 44% bei den <25jährigen oder 50% bei den nicht US-Bürgern. Dies führte auf der anderen Seite dazu, dass während der Studie im Verumarm keine Resistenzen entstanden. Erfreulicherweise fand sich eine Zunahme des Kondomgebrauchs und die Zahl der Sexualpartner sank leicht, dies wird auf die intensive Beratung und Kondomausgabe während der Studie zurückgeführt.
 
Schon vor HIV schwache Knochen?
Die zwei folgenden Redner fokussierten auf die Veränderung der Knochendichte bei Personen unter TDF/FTC-PrEP. Wohingegen bekannt ist, dass die HIV-Infektion an sich einen Risikofaktor für eine erniedrigte Knochendichte darstellt, konnten sowohl Albert Liu als auch Kathleen Mulligan in einer Subgruppe der iPrEx-Studie zeigen, dass in dieser Population bereits bei Studienbeginn häufig eine erniedrigte Knochendichte vorliegt. Als Risikofaktoren waren der Gebrauch von Poppers und Amphetaminen damit assoziiert.
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Wie erwartet sank die Knochendichte nach Beginn der TVD/FTC-Einnahme ab, erreichte aber bei keinem Teilnehmer während des Studienzeitraumes einen Z-Score von < -2,5, was einer Osteoporose entsprechen würde (s. Abb. links, vergrössern durch klicken). Die Frakturhäufigkeit war nicht signifikant unterschiedlich. Nun war die Beobachtungszeit ja kurz – 1,5-2 Jahre – und die Adherence bekanntlich schlecht, so dass bei regelmässiger Einnahme über einen längeren Zeitraum bei Personen mit weiteren Risikofaktoren evtl. doch negative Folgen zu befürchten sind.
 
A propos Adherence
Rivet Amico ging der Frage nach, inwieweit unsere üblichen Messinstrumente der Adherence wie Tablettenzählen und Selbsteinschätzungen mit den Ergebnissen von Spiegelmessungen korrelieren. Kurz gefasst kann man sagen: viele Patienten behaupten, dass sie 100% der Tabletten nehmen, aber es stimmt nicht. Wenige Patienten sagen, dass sie die Tabletten nicht nehmen oder es nicht wissen, die nehmen sie dann tatsächlich nicht.
 
Session als video: online