Grippeimpfung: Adjuvanter Impfstoff überlegen

Während der letztjährigen Pandemiewelle gab es eine grosse Kontroverse um den adjuvantierten H1N1 Impfstoff. Jetzt belegt eine Vergleichsstudie die Überlegenheit der adjuvantierten Impfung.

Was ist ein Adjuvans?
Will man das Immunsystem auf ein Virus vorbereiten, so muss man es in einen Aktivierungszustand versetzen. Dies kann man tun, indem man sehr viel Virus spritzt, oder eben, eine kleinere Menge Virus zusammen mit einem Stoff, welcher die Immunzellen kurze Zeit aktiviert. Grundsätzlich eigentlich eine gute Methode, wäre da nicht die polemisch geführte Diskussion über Squalen, einen Bestandteil des Adjuvans (s. unseren Bericht während der Pandemischen Impfkampagne).

Wir wissen eigentlich schon länger, dass ein mit Adjuvans kombinierter Impfstoff gerade bei älteren Menschen eine bessere Wirkung zeigt. Daher ist der adjuvantierte Impfstoff auch für Personen über 65 zugelassen, denn in dieser Altersgruppe – das wissen wir längst – nimmt die Wirksamkeit der Impfung deutlich ab.

Endlich eine Vergleichsstudie
Doch uns fehlen Informationen über jüngere Erwachsene. Nun wurde im Lancet Infectious Diseases eine Vergleichsstudie publiziert, bei der in einer randomisierten, doppelblinden kontrollierten Studie die Wirkung eines adjuvantierten Impfstoffes verglichen wurde. Es wurden zuvor ungeimpfte Personen in den Altersgruppen 18-44, 45-64 und >65 eingeschlossen. Die Probanden erhielten entweder zuerst den normalen (7.5µg) oder den adjuvantierten (3.75µg) Impfstoff. Nach 21 Tagen erhielten alle den anderen Impfstoff. Interessiert hat nun aber in dieser Arbeit der Impftiter nach (7, 14 und) 21 Tagen.

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In der nebenstehenden Abbildung (Klick zur Vergrösserung) sind die Impftiter vor der Impfung (oben) und nach 7, 14 und 21 Tagen dargestellt. Die linke Abbildung zeigt den normalen, die rechte den adjuvantierten Impfstoff. Ein tiefer Wert (x-Achse, links) entspricht keinem Impfschutz, je weiter der Punkt rechts liegt, umso besser ist die Antikörperantwort. Auf der Y-Achse ist der Anteil von Personen aufgezeichnet, die in der entsprechenden Altersgruppe (Farben blau, rot, grün) diesen Titer erreichen. Man erkennt sofort, dass der adjuvantierte Impfstoff bereits nach 7 Tagen eine recht ordentliche Wirkung entfaltet, aber insbesondere nach 21 Tagen dem nicht adjuvantierten Impfstoff deutlich überlegen ist. Dies gilt – nota bene – für alle Altersgruppen.

Was heisst dies für uns in der Praxis?
Selbst bei jüngeren Menschen erreicht der aduvantierte Impfstoff höhere Impftiter, zudem werden diese auch früher erreicht. Wenn man also kurz vor Ausbruch einer Grippeepidemie noch impfen will, so wäre ein adjuvantierter Impfstoff vorzuziehen.

Der Autor selbst hat sich dieses Jahr bereits mit dem adjuvantierten Impfstoff impfen lassen. Einerseits möchte er sich selbst wirksam gegen Grippe schützen, andererseits weiss er auch, dass die Nebenwirkungen des adjuvantierten Impfstoffes im letzten Jahr erträglich waren und allenfalls auch immer mit Paracetamol zu lindern sind. Und da sein Alter sich nun auch der 60er-Grenze nähert, denkt er, dass eine bessere Wirkung der Impfung kein Luxus wäre…..

Quelle: Nicholson et al, Lancet Inf Dis, pub online 17.12.2010