Infektionen nach Tätowierung: Mykobakterien
Mit jedem Tatoo wird die Haut, unsere äussere Schutzhülle des Immunsystems durchstochen. Eigentlich beachtlich, dass nicht mehr Infektionen auftreten. Über einen seltsamen "Outbreak" wird aus Frankreich berichtet.
In einem "letter to the editor" im BMJ berichten Französische Autoren von einer sonderbaren Häufung von Hautinfektionen mit Mykobakterium chelonae. Insgesamt wurde über Infektionen bei 48 Patienten berichtet. In allen Fällen waren es Hautinfektionen im Bereich eines Tatoo. Interessanterweise fanden sich die Pusteln und Papeln nur bei schwarzen oder grauen Arealen (s. Abbildung), was den Verdacht aufkommen liess, dass die Erreger mit der Tinte übertragen wurden.
Meist Milde Symptome
Die Symptome traten relativ spät nach der Tätowierung auf (3-35 Tage), was für eine Infektion mit einem langsam wachsenden Bakterium spricht. Bei einem Teil der betroffenen konnte der Erreger, bei anderen bioptisch die Granulombildung nachgewiesen werden. Nicht alle Patienten wurden antibiotisch behandelt (meist Clarithromycin+/- Tobramycin) und es wurden auch Spontanheilungen beobachtet (6 von 7 die primär nicht antibiotisch behandelt wurden).
Nur lokales Problem
Die weiteren Abklärungen hatten ergeben, dass die Infektionen nur bei Kunden von zwei Tätowierern in Le Havre aufgetreten waren und dass die TInte, welche vom Grossisten geliefert wurde, nicht kontaminiert war.
Unser Kommentar
Bei den hier beschriebenen Hautinfekten kann man von einer Bagatelle reden. Doch wir wissen auch, das bei unsachgemässer Handhabung der Tätowierutensilien auch gefährliche Infektionen übertragen werden können, so zum Beispiel Hepatitis C. Für den Kunden, der ein Tatoo-Studio betritt, ist es schwierig, die Hygieneroutine des Lokals zu beurteilen. Vielleicht würden einheitliche Standards und allenfalls auch entsprechende Kontrollen die Qualität erhöhen, vielleicht muss man aber das Risiko auch einfach jedem einzelnen überlassen. Wer sich tätowieren lässt, muss doch ein gewisses Infektionsrisiko tragen. Denn letztendlich wird mit jedem Nadelstich unsere wichtigste "Immun-Hülle" durchstochen.
Quelle: Goldman et al, BMJ, 1.12.10
Übrigens wurde am ECCMID in Wien von unseren Lausanner Kollegen eine ähnliche Geschichte berichtet, nämlich mit "permanent Make Up" für Augenbrauen, was ja nichts anderes als eine Tätowierung ist. In Lausanne kam es zu einem Ausbruch bei 12 Frauen mit Mycobacterium haemophilum. Es handelte sich um 12 Kundinnen der gleichen Kosmetikerin, und unsere Kollegen konnten nachweisen, dass das Mycobakterium in 6 von 19 Tintenfläschchen der besagten Kosmetikerin zu finden war.
Die Lausanner Geschichte ist in der Zusammenfassung des ECCMID Wien nachzulesen.