Seltene und verborgene Nebenwirkungen
Ein solches seltenes Problem stellt die Verlängerung der QT-Zeit im EKG dar. Es handelt sich um die Zeit der Erregungsrückbildung im Herzmuskel nach der Kontraktion der Herzkammer. Wir wissen, dass viele Medikamente diese Zeit verlängern und dass dies zum plötzlichen Herzstillstand durch Rhythmusstörung führen kann. Doch insgesamt ist dies ein seltenes Ereignis.
Thrombinbildung (s. Abbildung) und Aggregationsverhalten nach Anwendung von Scherkräften untersucht. Unter Verwendung aller heute gängigen Methoden konnte keine messbare Erhöhung der Aggregations- oder Thrombenbildung von Thrombozyten durch Abacavir festgestellt werden. Somit findet sich in einem weiteren Puzzlestein kein gesicherter Zusammenhang zwischen Abacavir-Therapie und Herzinfarktrisiko. Da Abacavir in wenigen Jahren zu den günstig verfügbaren HIV-Medikamenten gehören wird, ist die Bestätigung der Sicherheit dieser Behandlung ein wichtiger Schritt in die Richtung einer finanzierbaren HIV-Therapie für alle!
Kardiovaskuläres Risko bei HIV: Auftritt des Gurus
Cave Osteoporose! Das HIV-Problem der Zukunft
Tatsächlich werden die Mitteilungen zur Osteoporose immer häufiger. Wir wissen, dass HIV selbst die Demineralisierung des Knochens fördern kann. Eine Spanische Studie (Bonjoch et al, H-226) hat insgesamt 1656 Dexa-Messungen (Knochendichte) untersucht. Eingeschlossen wurden 391 Patienten, die zwischen 2000 und 2009 mindestens zwei Messungen hatten. Im Schnitt wurden diese während 8 Jahren behandelt. Bei 50% aller Messungen fand sich eine Osteopenie und gut die Hälfte davon hatte Kriterien einer Osteoporose (22% bei der ersten, 27% bei der letzten Messung).
Das Risiko einer Osteoporose war erhöht bei Patienten mit tiefem BMI sowie einer längeren Therapie mit Protease-Hemmern oder Tenofovir. Sicher ein Problem, dem wir längerfristig mehr Beachtung schenken müssen.
In einer Plenary Lecture hat Tod Brown unser Wissen zu den Problemen mit Osteoporose beim HIV-Management zusammenfasst (Symp 571). Tatsächlich dürfte dies in Zukunft ein grösseres Problem werden. Denn Patienten mit HIV-Infektion haben auch vermehrt die klassischen Risikofaktoren für Stürze, was zusammen mit der Osteoporose die Frakturrate erhöht: Einsatz von Sedativa, kognitive und visuelle Einschränkungen, Neuropathie mit Einschränkungen der unteren Extremität, Muskelschwäche und Vitamin D-Mangel. Brown sagt daher klar, dass alle HIV-positiven Männer ab 50 und Frauen nach der Menopause auf Osteoporose gescreent werden sollten. Dazu ist eine DEXA-Untersuchung angezeigt.
Die DEXA-Untersuchung kann den Schweregrad der Osteopenie messen: man spricht von Osteoporose, wenn der T-Score unter -2.5 liegt. Werte zwischen -1 und -2.5 werden als Osteopenie bezeichnet.
Die Frage, inwiefern Medikamente, insbesondere Tenofovir, den Zustand der Knochen verschlechtern, ist noch nicht definitiv zu beantworten. Brown betont, dass dies wichtigen Fragen sind, die wir noch in Zukunft beantworten müssen. Insbesondere sollten wir auch die Rolle der VitaminD-Substitution noch prüfen. Er selbst würde die tägliche Gabe von Vitamin D als Routinebehandlung vorschlagen. Die Abklärung von Vitamin D-Mangel ist zu aufwändig. Alles noch offene Fragen, die wir noch beantworten können.