Unser Wissen zur Prophylaxe der Pneumocystis carinii (resp. jirovecii) Pneumonie (PCP) stammt noch aus den 80er und frühen 90er Jahren. Doch gelten die damals etablierten Regeln auch heute noch? Persönlich halte ich es schon länger so: Wenn ein Patient mit einem CD4-Wert zwischen 100 und 200 neu mit HIV diagnostiziert wird, so behandle ich die HIV-Infektion und mache den Patienten aufmerksam auf das mögliche auftreten einer PCP. Da sich diese in der Regel langsam mit Husten und Atemnot ankündigt, ist meist noch lange Zeit für eine ambulante Therapie und die Erfahrung zeigt, dass solche Infektionen relativ selten auftreten.
Lim et al aus Singapore (H-213) sind dieser Frage nachgegangen. Sie haben in einer retrospektiven Analyse alle Patienten eingeschlossen, die mindestens einen CD4 Wert unter 200 hatten und haben dann die PCP-Prophylaxen erfasst. Tatsächlich hatte etwa die Hälfte der Patienten, obwohl indiziert, keine PCP Prophylaxe. Doch insgesamt fand sich unter den Patienten mit Prophylaxe nicht häufiger eine PCP-Pneumonie als unter den Patienten ohne Prophylaxe. Interessanterweise war die Gesamt-Mortalität in der Baktrim-Gruppe, abhängig vom CD4-Wert (s. Abbildung rechts) geringer. Und was ebenfalls signifikant ausfiel: Patienten mit CD4-Werten unter 50/ml hatten mehr PCP. Die Arbeit hat sich zwar nicht ausschliesslich auf unsere Fragestellung konzentriert (Patienten, die mit HAART beginnen) doch die Resultate unterstützen die soeben von einer Europäischen Studiengruppe publizierten Resultate (CID 1. Sept. 2009, S.609-11). Gemäss dieser Arbeit kann die PCP-Prophylaxe abgesetzt werden bei CD4 über 100/ml und einer supprimierten Viruslast (s. grosse Abbildung unten).