Nevirapine: Neue Formulierung für neuen Schwung!

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Inhaltsübersicht: Kongressbericht Wien 2010

Nevirapine ist eines der ältesten heute noch gut einsetztbaren HIV Medikamente. Während das erste HIV-Medikament Zidovudine nach gut 20-jährigem Erfolg wegen doch nicht zu vernachlässigenden Langzeitschäden an den Mitochondrien den neueren NRTI weichen muss, kann sich das etwas jüngere Nevirapine sehr gut halten und dürfte noch an Bedeutung zunehmen.

Nevirapine ist etwas in Verruf geraten, weil das Medikament besonders bei Personen mit höheren CD4 Werten in bis zu 20% der Fälle eine Hepatitis oder einen Hautausschlag auslösen kann. Doch die 80% der Patienten, die das Medikament in der Anfangsphase gut vertragen haben, berichten über eine ausgezeichnete Verträglichkeit. Auch die Blutfettwerte reagieren günstig bei der Therapie, was bei den meisten anderen HIV-Medikamenten noch nicht der Fall ist.

 

Nevirapin: Ideales Maintenance-Mittel
Seit einigen Jahren wissen wir aus der Athena-Studie, dass die gefürchteten hepatischen Nebenwirkungen bei hohen CD4 WErten nciht gehäuft auftreten, wenn Nevirapine bei einer gut funktionierenden etablierten Therapie eingesetzt wird.  Somit ist das Medikament ein ideales Medikament für den Einsatz als Therapieerhaltungsmittel: Vergleichsweise billig, gut verträglich, einmal täglich.

 

Neue Formulierung sinnvoll
Obwohl Nevirapine eine lange Halbwertszeit aufweist, soll es gemäss Label zweimal täglich verabreicht werden. Doch ich kenne keine/n HIV-Betreuer/in, der/die das Medikament in einer zweimal täglichen Dosierung (2×1) verabreicht. Die meisten Patienten nehmen wohl die beiden Tabletten, zusammen.

 

In dieser Situation ist der Schritt der Firma nachvollziehbar, eine neue Formulierung auf den Markt zu bringen, welche als einmal tögliche „extended release“ (XR) Form als eine Tablette eingenommen werden kann. Die „VERXVE-Studie“ (ThuLB-B202) hat die neue Formulierung (400mg) mit der Standardtherapie (2x200mg) verglichen. Insgesamt wurden über Tausend Patienten in diese doppelblind randomisierte Studie eingeschlossen.

 

Gute Wirksamkeit der XR-Formulierung

Die Resultate sind schnell erzählt: Die Kurven zur Virussuppression (<50 k/ml) verlaufen praktisch identisch mit  81% Suppression nach 48 Wochen bei der neuen verglichen mit 76% bei der Standardtherapie. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Resultate der PK-substudie am Tag 28. Die Medikamentenkonzentration verläuft mit der neuen Formulierung noch viel stabiler und bleibt praktisch während 24 stunden auf gleichem Niveau.

Die Nebenwirkungen sind vergleichbar, es gab etwas weniger Therapieabbrüche in der neuen Formulierung. Möglich, dass die durch die XR verhinderten Blutspiegelspitzen sich hier günstig auswirken.

 

What´s next?
Jetzt muss diese neue Formulierung noch produziert und vertrieben werden. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass sich Swissmedic und BAG nicht  wie schon in ähnlichen Fällen, gebührend lange, zu lange Zeit nehmen, um das Dossier zu prüfen.

 

Links:

  • Quinson, et.al. – THLBB202
  • Slides mit Audio
  • Präsentation (.ppt)