HIV und Non-Progression: Ein Ammenmärchen?
Long term non Progressors (LTNP) sind die "glücklichen" unter den HIV-Infizierten. Bei Ihnen lässt sich zwar eine HIV-Infektion nachweisen, doch diese scheint den Betroffenen respektive deren Immunsystem keinen Schaden zuzufügen?
Keinen? Eine Präsentation aus der Cascade Kohorte räumt gründlich auf: In diesem Consortium werden verschiedene Kohortenstudien zusammengefasst. Insgesamt wurden 6’593 Personen mit bekanntem Serokonversionsdatum eingeschlossen. Als LTNP wurden Patienten definiert, deren CD4 Zahl nicht unter 500 abgefallen ist. LTNP finden sich 5 Jahre nach Serokonversion in knapp 10% der Fälle.
Doch wenn man nun diese Personen weiter verfolgt, findet man nach 10 Jahren nur noch 2% und nach 15 Jahren gerade noch 0.5% mit persistierend hohen CD4 Werten über 500.
Es scheint somit, dass der LTNP-Status nicht wirklich eine Sonderstellung ist sondern vielmehr eine Variante am Ende einer vielleicht ganz normalen "Gauss’schen Verteilungskurve". Natürlich gibt es genetische und andere Faktoren, welche den langsameren Verlauf erklären, doch offensichtlich lässt sich die Progression in den meisten der "LTNP" eben auch nicht aufhalten.
Was die Zahlen auch noch verraten: Wenn wir heute darüber streiten, ob man mit einer Therapie schon vor Abfallen der CD4 Zellen unter 500 beginnen soll, sieht man doch, dass für den Grossteil der HIV-Infizierten (>90%) die <500 CD4 Grenze ohnehin in den ersten 5 Jahren der Infektion erreicht ist. Ob man nun ein oder zwei Jahre früher mit einer Therapie beginnt, die für 20 oder 30 Jahre oder länger durchgeführt wird, ist nun wirklich nicht mehr so zentral.
Links:
- TUAC0106 van der Helm et al,
- Slides mit Audio
- Präsentation (.ppt)