HIV-Neudiagnosen bei Frauen in CH: Zunehmend bei Migrantinnen, vorwiegend Subsahara-Afrika
Die Epidemie der HIV-Infektion in der Schweiz wird von sehr unterschiedlichen Faktoren bestimmt. Eine Untersuchung von Clara Thierafelder et al. im Rahmen der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS) zeigt einen deutlichen Anstieg der Kohorteneinschlüssen bei Frauen aus Afrika.
Das Poster „Partizipation und Retention von Migranten in der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS)“ zeigt auf, dass Migranten, trotz quantitativer Zunahme in Kohorte (Zeitraum 1996-2008) untervertreten sind. Insbesondere Männer aus Sub-Sahara-Afrika haben ein höheres Risiko nicht in der SHCS teilzunehmen (OR 5.4, 95% CI 4.2-6.9) oder vorzeitig aufzuhören (HR 2.6, 95% CI 2.1-3.1). Qualitative Forschung ist notwendig, um Gründe hierfür zu analysieren.
Aus Sicht der Autorin ist das Thema Migration & HIV an AIDS 2010 zu kurz gekommen. Dabei müssten Fragestellungen wie Optimierung des Zugangs zu antiretroviraler Therapie für Migranten, Fortführung der Therapie bei Wegweisung ins Herkunftsland, Transfer zwischen Gastgeberländern mit Gewährleistung der Therapie-Fortsetzung und der Umgang mit inoffizieller Migration (Sans-Papiers) dringend angegangen werden. Gerade eine Welt-AIDS-Konferenz auf Europäischem Boden hätte eine Harmonisierung und Identifikation von Best Practice-Ansätzen im Vergleich der Gastgeberländer ermöglichen können. Stattdessen gab es keine einzige Plenarsitzung zum Thema Migration. Unser Poster aus der Schweiz war eines von nur 7 Postern aus high income countries in diesem Zusammenhang.
Von einem Delegierten am Stand der Internationalen Organisation für Migration (IMO) erfuhr ich, dass Kongressteilnehmer aus verschiedenen Europäischen Ländern bereits das gleiche Anliegen einer besseren Präsenz Migrations-spezifischer Herausforderungen geäussert hätten. Zu überlegen wäre entweder die Integration des Themas in eine der nächsten HIV/AIDS-Weltkonferenzen oder eine separate Konferenz zum Thema Migration & HIV. Wichtig wäre auch, betroffenen Migranten und ihren Supportgruppen das Wort zu geben.
Link auf Abstract: Tierfelder et al, TuPE0408