Die Russen kommen: Ministerdelegation besucht nächste Woche St. Gallen
Wir haben es geschafft: Nach über einem Jahr Vorbereitung und mehreren verschobenen Terminen, dürfen wir nun eine Regierungsdelegation aus Baschkortostan vom 15. – 18. Juni bei uns in St. Gallen begrüssen…
Mit von der Partie sind der Justizminister, der Leiter der Drogenkontrollbehörde, der Chefnarkologe sowie der Chefarzt der Aidsklinik in Ufa und ein Mitarbeiter des Innenmisterium – die zentralen Entscheidungsträger im Bereich Drogen und Gesundheit.
Seit 25 Jahren macht die Schweiz ausgezeichnete Erfahrungen mit der 4-Säulen Strategie zur Bekämpfung des Drogenproblems. Im Zentrum der neuen Strategie steht auch die Philosophie der Schadensbegrenzung. Niemand möchte zusehen, wie Menschen abhängig von Drogen werden, aber wenn es nicht anders geht, so ist es immer noch besser, wenn Drogen ohne zusätzliche Gefährdung der Gesundheit konsumiert werden. In Russland sind die bewährten Konzepte von Spritzenabgabe und Substitutionsbehandlung verboten.
Lernen am Beispiel Schweiz:
Wir wollen unseren Gästen zeigen, dass auch wir in den ersten Jahren der Umstellung grosse Mühe mit dem Konzept hatten. Doch heute können wir den Gästen die Erfolge der Strategie demonstrieren. Besonders dankbar sind wir um die Mitarbeit der Polizei und Justiz, aber auch die zahlreichen Institutionen im Substitutions- und Präventionsbereich, welche aus ihrer Sicht ihre guten Erfahrungen mit unserer Strategie demonstrieren.
Die Schweiz hat erst mit den Harm Reduction-Massnahmen (Spritzenabgabe, Methadonbehandlung, etc.) die HIV-Epidemie in den Griff bekommen. Wie heute in Russland verbreitete sich das HI-Virus in den 80ern am stärksten unter den Drogensüchtigen durch Spritzentausch. Voraussetzung für die erfolgreiche Prävention war die Zusammenarbeit aller Akteure im HIV- und Drogenbereich, insbesondere der Gesundheits-, Justiz-, Polizeibehörde und den NGOs.
Dicht gedrängtes Programm
erwartet unsere Gäste: Am Mittwoch, 16. Juni wird Regierungsrätin und Gastgeberin Heidi Hanselmann die Delegation begrüssen. Facts zu HIV/Aids in der Schweiz und die Schweizer Drogenpolitik stehen auf dem Programm. Am Nachmittag besichtigen die Teilnehmer die verschiedenen Einrichtungen der Suchthilfe St. Gallen.
Am Donnerstag steht ein Besuch bei der Stadtpolizei St. Gallen und bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen an. Am Freitag schlussendlich besichtigt die Delegation die Strafanstalt Saxerriet und diskutiert mit deren Experten über den Strafvollzug in der Schweiz und in Baschkortostan.
Wir sind überzeugt, dass der Besuch die Einführung der dringend notwendigen Harm Reduction-Massnahmen in Baschkortostan beschleunigen hilft. Nur so kann Baschkortostan die explodierende HIV-Epidemie in den Griff bekommen. Und mit der HIV-Epidemie verbreitet sich in Russland auch die stille Epidemie der multiresistenten Tuberkulose. Zeit zum Handeln, bevor nichts mehr hilft…