tropisches Virus in Deutschland: Was bedeutet das?

Seit anfangs Mai können wir in verschiedenen deutschen Medien von einem tropischen Virus lesen und hören, dem Sindbis Virus (SINV). Diese Berichte verunsichern viele und schon liest man in verschiedenen Blogs: "ich habe sicher den Sindbis Virus…….."

Was ist da dran, und was können wir aus unserer Sicht dazu sagen.

Das Sindbis virus gibt es schon lange, und beschrieben wurde es bereits 1952. Es kommt vor allem in Afrika vor, und wurde erstmals im Bezirk Sindbis nahe Kairo in Ägypten nachgewiesen. Die Erkrankung mit dem Sindbis Virus verläuft meist harmlos und heilt sich selbst aus. Selten kommt es zu fieberhaften Erkrankungen mit Hautausschlägen und Gelenksbeschwerden, aber auch diese heilen spontan wieder aus. Es gibt keine Behandlung für diese Erkrankung, wie so oft bei viralen Erkrankungen, und unser Körper schützt sich selbst mit der Bildung von Antikörper.  In ganz wenigen Fällen wurde auch mal eine Enzephalitis beschrieben. Die Erkrankung , die es also schon länger gibt und vor allem in Afrika auftaucht wird auch als Ockelbo-krankheit oder Pogosta-Krankheit bezeichnet, oder gelegentlich eben wegen der Gelenksbeschwerden auch "epidemische Polyarthritis".

Es gibt keine Therapie gegen diese Krankheit, und auch keine Impfung, aber sie verläuft ja auch meist harmlos und heilt ohne Folgen ab. Warum nun also diese Aufregung in Deutschland?

Forscher des Bernhard Nocht Institutes in Hamburg haben nun in 3 verschiedenen Mückenarten, welche vor allem die Vögel bei uns stechen, dieses SINV nachgewiesen und im Mai im Journal of Clinical Microbiology publiziert.

Die Forscher haben während Juli bis September Mücken in Badenwürttemberg gefangen, und diese nach dem Sindbis Virus untersucht. Von 10 verschiedenen Mückenarten, die sie gefangen haben, haben nur 3 Mückenarten dieses Sindbis Virus enthalten. Die höchste Dichte an Sindbis Virus fanden die Forscher um Weinheim und zwar in 4 auf 1000 Moskitos. Dies alles zusammen gesehen mit 4 promille doch noch relativ selten. Die infizierten Mücken waren Culex torrentium, Culex pipiens und Anopheles maculipennis.

Dies bedeutet nun also, dass in Baden- Württemberg, was unmittelbar an die Schweiz grenzt also Moskitos gefunden wurden, welche dieses SINV tragen. Durch Phylogenetische Untersuchungen konnten die Forscher feststellen, dass diese SINV Stämme sehr den schwedischen SINV Stämmen gleichen. Die Forscher vermuten also zu recht, dass durch die Vogelwanderung sich der SINV ausbreitet.

SINV wurden bereits in Finnland und Schweden beschrieben.

Die Finnen haben 2008 in einer Publikation auch Seroprevalenz der Bevölkerung aufgezeigt, und da sieht man, dass die Seroprävalenz mit dem Alter steigt. Die Finnen beschreiben auch, dass Frauen häufiger symptomatische Verläufe zeigen als Männer, denn die festgestellte Inzidenz durch symptomatische Fälle war höher bei Frauen , aber die Seroprävalenz war höher bei Männern. Die Finnen vermuten, dass auf grund ihrer Seroprävalenzdaten das SINV so zwischen 1960 und 1970 durch die Vogelzüge nach Norden gebracht wurde.

Im Eurosurveillance vom 14 Januar 2010 haben die Finnen eine epidemiologische Analyse der Pogosta Erkrankung in Finnland publiziert. Denn seit 1974 hat in Finnland praktisch alle 7 Jahre ein kleiner Ausbruch dieser Pogosta ERkrankung stattgefunden, letztmalig im 2002. So haben die Forscher nun im 2009 das Augenmerk auf einen erneuten Pogosta Ausbruch gelegt, und wurden aber nicht fündig. Im 2009 kam es zu keinem wirklichen Ausbruch, sie fanden nur 105 Fälle von Pogosta Erkrankung. Somit ist immer noch nicht klar, welche Bedingungen zu einem Ausbruch führen und welche nicht. Klar ist auf jeden Fall, dass in Finnland das SINV zirkuliert und immer mal weider zu Erkrankungen bei Menschen führen kann.

Die Daten des Bernhard Nocht Institutes sind also nicht verwunderlich, denn vermutlich wird das SINV Virus mittlerweilen überall in Europa zu finden sein. Wir kennen die Ausbreitung solcher Viren über die Vögel schon vom West-Nile Virus her, welches ursprünglich in Frankreich heimisch war, dann dank der Vögel den "grossen Teich" überquerte und in Nordamerika schnell Fussgefasst hat und sich ausgebreitet hat.

Wir leben in einer globalen Welt, dies gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die "Virenschaft". Die Viren haben die Globalisierung schon lange vor uns erfunden und breiten sich schnell auf unserer nun auch humanisiert, globalisierten Welt schnell aus.

Zum Glück sind viele Viren nicht so schädlich und auch dieses Sindbis Virus führt zu einer fieberhaften Erkrankung mit gelegentlich Gelenksbeteiligung, und heilt spontan zum Glück wieder ganz aus. Ob die Tatsache, dass in Deutschland in 3 verschiedenen Mückenarten das SINV gefunden wurde, nun bedeutet, dass wir auch vermehrt Pogosta-Krankheit sehen werden, bleibt abzuwarten.

Eine Möglichkeit ist es auf jeden Fall, und wir werden die Ohren und Augen für Sie offen halten.