"Brathähnchen mit Escherichia coli garniert und ein Schuss von Ciprofloxacin"

Eine Studie aus Island untersuchte, ob das Futter als Quelle für die Ciprofloxacin resistenten E.coli in Brathähnchen ursächlich ist.

Diese Studie baut auf den Resultaten einer vorhergehenden Studie
derselben Gruppe um Thorsteinsdottir TR in Island auf. Dort wurde die
Prävalenz und genetische Verwandschaft der resistenten E.coli in
gesunden Schweinen, Brathähnchen, Schlachthauspersonal und Patienten in
Island untersucht. Dort konnte eine hohe Prävalenz von Chinolon
resistenten E.coli aus Brathühnchen dokumentiert werden. Aber woher
diese Resistenz? Auf diese Frage sollte die aktuelle Studie Antworten
geben.

Hühnchenfarmen werden, nachdem eine Brut zum Schlachthaus gefahren wurde, geputzt und desinfiziert. Man nimmt deshalb an, dass die resistenten Bakterien nicht in der Hühnchenfarm verweilen, und so die neue Brut infizieren.
Hühnerfutter ist der Start der Lebensmittelsicherheitskette im Model „farm to fork“ und könnte als Quelle der antimikrobiellen Resistenzen der E.coli bei den Brathühnchen fungieren.

Das Studiensampling war vom Mai bis November 2008. Die Exkremente der Hühner wurden gesammelt, in Lösung gebracht und auf Agarplatten, mit und ohne Zusatz von Enrofloxacin 0,25mg/l, angesetzt.
Futter wurde von Futterställen und 2 Futtermühlen gesammelt und nach demselben Schema angesetzt.
34 E.coli Isolate von Routine Untersuchungen bei Menschen  (meist Urin und Blut) wurden ebenfalls, bereits 2006 -2007 im Rahmen der vorhergehenden Studie, gesammelt.
Alle Stämme, die gegen mehr als 1 Antibiotikum resistent waren und die 34 Cipropfloxacin resistenten „humanen“ E.coli wurden mittels PFGE miteinander verglichen.

Von den 40 Hühnerisolaten waren 20 resistent gegenüber mehr als einem Antibiotikum. 1 Isolat war gegenüber 4 Antibiotika resistent. Verglichen mit der vorgängigen Studie aus Island stieg die Prävalenz der Resistenz gegenüber Ciproxin signifikant an, sank aber im gleichen Zeitraum für Ampicillin und Sulfamethoxazole.
Von den 22 Isolaten aus dem Futter, fand sich bei 7 eine Ciprofloxacin Resistenz. Von den 2 Proben aus der Futtermühle liess sich kein E.coli nachweisen, aber andere Enterobacteriacae wuchsen auf der Agarplatte und sind so Hinweis, dass das Futter mit Bakterien kontaminiert ist.
Mittels den PFGE Mustern lässt sich eine mögliche Quelle der Ciproxin resisten E.coli von Hühnern und deren essbaren Produkte auf die Menschen vermuten.

Zusammenfassung:
Die Prävalenz von Fluorochinolon resistenten E.coli in Brathähnchenfarmen ist hoh und gegenüber dem sampling der ersten Studie sogar gestiegen (18.2% zu 42.5%; p<0.0001). Währenddessen ist die Prävalenz der Resistenzen gegenüber Ampicillin (18.2% zu 0.0%; p=0.002) und Sulfomethoxazole (19.1% zu 5.0%; p=0.0398) gesunken sind.
Dass man auch aus Futter resistente E.coli anzüchten kann, impliziere, dass schlussendlich das Futter die Quelle der Resistenzen in den Farmen sei. Wiederum lässt sich in den E.coli Isolaten eine Ähnlichkeit zwischen Futter, Hähnchen und Menschen finden, dass der Schluss gezogen werden kann, dass Hühner und deren Nahrungsmittel eine mögliche Quelle für Fluorochinolon resistente E. coli beim Menschen sein könnten.

 

Eine ähnliche Arbeit zu diesem Thema aus Canada, erschienen im Lancet 2009, versuchte ein bisschen Licht in die Dunkelheit bezüglich Antibiotika Verbrauch in Hühnerfarmen zu bringen.
Um Kosten zu sparen, werden die Hühnchen die 40 Tage, die sie vor ihrem Tod im Schlachthof im Stall verbringen, nie ausgemistet. Das heisst sie leben 40 Tage plus Minus in den eigenen Exkrementen.
Dass sich in dieser Umgebung Parasiten und Bakterien wohl fühlen ist nachzuvollziehen.
Wieviel Antibiotika in Kanadischen und Amerikanischen Hühnerfarmen eingesetzt werden, ist allerdings ein gut gehütetes Geheimnis. In Kanada ist die FDA und die Public Health Agency jedoch sehr beunruhigt über den Einsatz von Cephalosporinen in der Hühnerzucht. Cephalosporin Resistenz hat nicht nur in Kanada, auch in anderen Ländern wie z:B Spanien, England rapide zugenommen. Anscheinend werden schon ungeschlüpfte Küken im Ei mit Cephalosporinen behandelt, indem diese Substanz ins Ei injziert werde.
Da Cephalosporin resistente Bakterien oft aus den Hühnchen und deren Futter isoliert werden können, und diese wiederum als Nahrung dienen, erwerben wir über diesen Weg wahrscheinlich diese resistenten Bakterien.

In diesem Sinn: der Mensch ist, was er isst…..(Ludwig Feuerbach) und en guete…..

Quelle: Thorsteinsdottir TR et al, EID, 16.1.2010