Was wir alles so mit der Nahrung aufnehmen….

Eine Studie aus den USA zeigt, was Tierfarmen mit resistenten E. coli im menschlichen Körper zu tun haben; mehr, als uns lieb sein kann!

Antibiotika-Resistenzen besonders gegenüber 3.- und 4.-Generations-Cephalosporine und Chinolone nehmen bei Escherichia coli immer weiter zu. Ein grosser Teil der Escherichia coli-Resistenzen, die bei Menschen gefunden werden, sind dabei ausserhalb des Gesundheitsbereichs erworben worden. Dabei können resistente E. coli durch Nahrungsmittel und Wasser übertragen werden. Man hat nachweisen können, dass im menschlichen Körper ein rascher täglicher Turnover von antibiotikaresistenten E. coli besteht, wie schon 1988 ein NEJM-Artikel beschrieb; wenn man sterile Nahrung esse, nähme die Zahl resistenter E. coli im Menschen rasch ab (Corpet DE. Antibiotic resistance from food. N Engl J Med 1988; 318:206-7).

Woher aber stammen diese antibiotikaresistenten E. coli ? Haben da womöglich menschliche Ausscheider Nahrung oder Wasser kontaminiert?  Nein, sagte schon …. ein Artikel aus Spanien. Und J. Johnson et al sind der Quelle ganz genau nachgegangen:
sie haben von 2002 bis 2004 an vier verschiedenen, weit auseinanderliegenden Orten in den USA Fleisch von verschiedenen Tieren (Kühen, Schweinen, Truthähnen und Hühnern), das zum Verkauf bereit war, auf Vorhandensein von C. coli-Stämmen untersucht. Dann differenzierten sie die 287 gefundenen E.coli-Isolate nach Fleischtyp (Häufigkeit des Vorhandenseins von E. coli: Hühner>> Truthähne>> Schweine> Rinder). Sie fanden Resistenzgene, die Resistenzen gegen Cotrimoxazol, Nalidixinsäure (als Marker für Chinolonresistenz) und Ceftiofur bedingen, mit Vorkommen in allen Fleischsorten, unter deutlicher Führung der beiden Geflügelsorten.
Zudem untersuchten sie bei den verschiedenen Fleischsorten je resistente und sensible E. coli-Stämme, und stellten fest:  E. coli von Hühnerfleisch sind sich mit oder ohne Resistenzen ausgesprochen ähnlich. So ist es auch bei sensiblen und resistenten E. coli bei anderen Fleischsorten. Hingegen sind die Differenzen zwischen sensiblen E. coli bei verschiedenen Fleischsorten viel grösser, wie auch zwischen resistenten E. coli verschiedener Fleischsorten.
Sie schlussfolgern daraus: der Selektionsdruck hat auf den Tierfarmen stattgefunden.
Das ist ja nicht wirklich überraschend.  Bekannt ist, dass weltweit auf zahlreichen Tierfarmen Antibiotika eingesetzt werden (Gründe dürften u.a. die Bedingungen der Massenproduktion sein; aber auch Einsatz von Antibiotika zur Mast ist bekannt).

 

Im Editorial („Resistent E. coli-We Are What We Eat“) wird gezeigt, dass es auch ohne (oder wenigstens ohne bestimmte) Antibiotika geht:
in den USA sei das Weglassen von Chinolonen aus der Geflügelzucht ohne „Produktionprobleme“ möglich gewesen.  Australien habe schon immer darauf verzichtet, und dort seien praktisch keine Chinolonresistenzen bei E. coli in Nahrungstieren zu finden. Auch bei Menschen fände man in Australien <5% Chinolonresistenzen in E. coli, trotz Chinolongebrauch seit > 20 Jahren in der Behandlung von Mensch und Haustier.

Viel grösser als in industrialisierten Ländern sei das Problem in Entwicklungsländern. Abgesehen von der bekannten Tatsache, dass Menschen aus diesen Ländern wie auch Reisende gehäuft multiresistente E. coli mitbringen, gibt es auch Hinweise auf Einschleppung z.B. von chinolonresistenten E. coli durch Importfleisch (Warren et al, J Antimicrob Chemother 2008;61:504-8).

Aber bedeutet hat das Vorhandensein von E. coli-Resistenzen auf Fleisch und dessen Aufnahme in den Menschen überhaupt eine Gefährdung für die Menschen? Oder könnte es nicht einfach so sein, dass diese E. coli Spezies-spezifisch sind und bleiben?
Die Autoren argumentieren: bestimmte Isolate besitzen Virulenzfaktoren, die Erkrankungen beim Menschen  machen. Sogar wenn bestimmte E. coli-Tierstämme relativ speziesspezifisch sind, gibt es doch Hinweise, dass die Resistenzgene weniger wirtsspezifisch sind und auf Bakterien übertragen werden können, die häufiger bei Menschen zu finden sind.

(In diesem Fall scheint aber „buy local, think global“ die Probleme ja auch nicht ganz zu lösen).

 

zitierte Artikel:

Corpet DE. Antibiotic resistance from food. N Engl J Med 1988; 318:206-7.

Johnson JR et al. Molecular analysis of E. coli from retail meats (2002-2004) from the U.S. national antimicrobial resistance monitoring system. CID 2009; 49:195-201.

Collignon P. Resistant Escherichia coli- We Are What We Eat. CID 2009;49:202-204.