Reise, Rückkehr und Rickettsien

Woran muss beim Reiserückkehrer mit Fieber gedacht werden? Eine Übersicht, was ausser Malaria in Frage kommt, wie man rasch an Informationen zur Epidemiologie kommt und etwas mehr zum Thema Rickettsien.

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Dr. Philippe Rafeiner, Kantonsspital St. Gallen / 25. Februar 2010*deutsch

Ein Viertel der Reiserückkehrer haben Fieber. Meist handelt es sich jedoch nicht um tropenspezifische Krankheiten, oft sind es banale respiratorische, gastrointestinale oder Harnwegsinfekte. Primär ist wichtig zu wissen, was denn aufgrund des Aufenthaltsortes und der Art zu Reisen sowie durch allfällige Impfungen im Vorfeld alles für Krankheiten in Frage kommen. Dies kann auf www.safetravel.ch oder auf www.promedmail.org gratis eruiert werden. Auch die Reisedauer spielt eine Rolle. So haben Langzeitreisende ein höheres Risiko für Malaria, die Kurzzeitreiser eher für Denguefieber. Auch die Latenz nach der Reise bis zum Auftreten des Fiebers hilft uns, das Spektrum einzugrenzen. Bei Fieber innert 1 Wo stehen Dengue und Chicungunya im Vordergrund. Rickettsien werden innert 14d symptomatisch, Malaria falciparum frühestens nach 8d, meist innert den ersten 3 Monaten, kann jedoch bis zu einem Jahr nach Exposition noch auftreten.

Im 2. Teil ging Ph. Rafeiner auf das Krankheitsbild der Rickettsiose näher ein. Diese intrazellulären und nur auf Zellkultur züchtbaren Bakterien zeigen eine erstaunliche Symptomvielfalt von asymptomatischen bis zu letalen Verläufen. Charakteristisch ist allen symptomatischen Subtypen von Rickettsien das anhaltende, hohe Fieber. Weitere Symptome ergeben sich je nach Rickettsienart. Man spricht einerseits von der Fleckfiebergruppe, welche heutzutage weniger häufig vorkommt und z.B. via Nagetiere übertragen wird, andererseits von der Zeckenbissgruppe, welche, wie es der Name sagt, v.a. via Zecken übertragen wird. Die Inkubationszeit des Fleckfiebers beträgt 10-14d, die des Zeckenbissfiebers ca 1 Wo. Offenbar gibt es aber Fallbeschriebe, wo Rickettsien bis 30J nach Erstinfekt rezidiviert sind. Insbesondere bei Rückkehr aus der Subsahara sind Rickettsieninfekte häufig, sie können aber auch in Westeuropa erworben werden.
Die Fleckfiebergruppe ruft typischerweise ein makulöses Exanthem hervor – auch palmar und plantar! Im Labor kann Leukopenie oder Leukozytose gesehen werden, variabel bestehen eine Thrombopenie und eine Leberwerterhöhung. Zur Diagnostik hilft uns die Serologie meist erst retrospektiv, da sie oft erst spät positiv wird (beispielsweise bei R. conorii und africae nach 4 Wo erst 80% seropositiv). Bei klinischem Verdacht muss also eine Therapie mit Doxycyclin erfolgen, wobei der Patient darunter typischerweise innert 24h entfiebert.

Des weiteren erwähnt der Referent, dass zur Zeit der Aufbau eines schweizerischen Referenzzentrums für Zecken und zeckenübertragenen Krankheiten im Gang ist.

Das Referat wird mit 2 Fallpräsentationen beendet, wobei der erste Fall ein im Verlauf entstehendes typisches Exanthem mit fleckförmigen Aussparungen bei Dengue-Fieber und der 2. einen Symptomenkomplex mit Konjunktivitis, subjektiven Doppelbildern, Thrombopenie und diskreten, fleckförmigen palmoplantaren Rötungen bei einer Rickettsienerkrankung der Fleckfiebergruppe (R. typhi) zeigt.