La grand Bouffe – wann ist es genug? Wie lange soll was, womit behandelt werden
Mit la grande bouffe ist nicht die Assoziation zum französisch-italienischen Spielfilm "das grosse Fressen" gemeint, sondern eher die Assoziation zu einem grossen Buffet. Wer kennt sie nicht, die Gedanken und Fragen vor einem reichhaltigen Buffet, welche Auswahl soll ich treffen, mit was beginnen, was alles probieren und wieviel darf’s denn noch sein?
Ähnlich kann es einem bei der Auswahl eines Antibiotikums gehen; da gibt es Betalaktame, Chinolone, Makrolide, Glykopeptide etc., für was soll man nun aus dieser Fülle an Angeboten welches und wie lange nehmen…..
Die wichtigste Überlegung am Anfang ist sicher: braucht es überhaupt ein Antibiotikum? Dann die Frage nach den drei W: Was soll antibiotisch behandelt werden? Womit soll behandelt werden? und Wie lange soll behandelt werden?
Dr. Katia Boggian, Kantonsspital St. Gallen / 25. Februar 2010
*deutsch
Was soll antibiotisch behandelt werden? Prozesse, die bakteriell bedingt sind, z.B Haut – und Weichteilinfekte, Infekte der oberen Luftwege (siehe www.infekt.ch 2006), Harnwegsinfekt (siehe www.infekt.ch 2009) etc. Aber was eigentlich banal klingt ist in der Praxis leider oftmals gar nicht so einfach zu entscheiden; ist Calor, Rubor, Dolor, Functio laesa, Tumor infektiös, entzündlich oder gar maligne bedingt? Sie haben sich sicher auch schon diese Fragen gestellt….!?!
Womit, richtete sich nach dem Keimspektrum, welches erwartet wird: z.B Hautflora grampositives Spektrum, beim Bauch gramnegatives und anaerobes Spektrum. Womit bedeutet auch bakterizid versus bakteriostatisch wirksames Antibiotikum.
Ob ein Antibiotikum nun bakterizid oder bakteriostatisch wirkt hängt vom Wirkmechanismus des Antibiotikums, der Bakterienart, und der Wachstumsphase des Bakteriums ab.
Ausführliche Informationen finden sich hier auf den ausgezeichneten Folien wieder.
Womit beschäftigt sich auch mit der Frage, ob das Antibiotikum überhaupt an den Ort des Geschehens kommen kann. Ist die Penetration in den Knochen, das ZNS oder gar in Abszesse möglich? Hier kann kurz und allgemein gesagt werden: höhere Konzentration bewirken bessere Penetration, bei Abszessen zusätzliches A und O das reduzieren der Keimlast durch chirurgisches Debridement. Last but not least beschäftigt sich das Womit noch mit der Dosierung, i.v versus per os, Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik.
Die Pharmakokinetik beschreibt die Art des "killings" der Antibiotika, da unterscheidet man zwischen zeitabhängigem "killing", hier ausschlaggebend die Zeit in der die Serumkonzentration über der MHK liegt (z.B. Betalaktame) und das Konzentration abhängige "killing", hier ausschlaggebend die Serumspitzenkonzentration (z.B Aminoglykoside). Beispiel: Augmentin 2 x 1gr korrekt bei Infekten der Luftwege, wo Pneumokokken häufigste Erreger sind und Pneumokokken eine sehr tiefe MHK für Augmentin haben. Bei Hautinfektionen häufig Staphylokokken, hier ist die MHK bezüglich Augmentin höher, das heisst mit 3 x 625mg liegt man immer über der MHK.
Wie lange? Gibt es Evidenz? Nein, aber es gibt die Erfahrung und Richtwerte. Die Tendenz ist die Dauer der antibiotischen Behandlung bei akuten Infektionen zu verkürzen, hier gibt es gewisse Daten, da Studien einfacher zu machen sind. Bei chronischen oder schwierig zu behandelnden Infektionen sind vorallem Erfahrungswerte wichtig, da hier die Datenerhebung wesentlich schwieriger ist.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Refererat, welches sich lohnt direkt auf den hintelegten Folien durchzuschauen…
Take home message im Comic auf der letzten Folie zusammengefasst.