Das Wunder der Evolution

Am 17. Dezember publizierten Forscher des Howard Hughes Medical Insitute, der Harvard Medical School, des Massachusetts General Hospital, der Yale Medical School und des Wellcome Trust Sanger Insituts in Cambridge zusammen folgende Entdeckung in Cell: Gewisse menschliche Eiweisse schützen vor H1N1 und anderen Viren wie Dengue und West Nile.

Wie andere Viren hat auch das Influenza Virus nur wenige Gene zur verfügung und muss Proteine aus dem Wirtsorganismus für seinen eigenen Lebenszyklus hinzuziehen. Die Forscher haben in einem aufwendigen Prozess tausende Proteine gescreent, und fanden soclhe, welche notwendig sind, damit eine Zelle infiziert wird, und solche, welche ebendies verhindern.

Es gibt die Interferon-Inducible Transmembrane (IFITM)  Protein Family. Diese wurden bereits 1984 entdeckt, aber ihre Funktion bis heute nicht ganz verstanden. Die Forscher konnten zeigen, wenn einer Zelle, welche mit H1N1 infiziert wurde, das IFITM 3 entzogen wurde, dann fing die Zelle an H1N1 zu replizieren. Wenn kein IFITM 3 vorhanden war, dann produzierte die infizierte Zelle  fünf bis zehnmal mehr Virus. Wenn man nun bei einer Zelle das Protein IFITM3 erhöhte, dann wurde die H1N1 Replikation vollständig geblockt.

Wie genau diese Proteine funktionieren ist noch nicht klar. Die IFITM Gruppe sitzt teils ausserhalb der Zellmembran, so ist es wahrscheinlich, dass das Virus über die Proteine abgefangen wird. Irgendwie scheinen die Proteine aber auch Teil des Lebenszyklus des Virus zu sein, und die IFITM werden auch nicht immer in hohen Dosen produziert. Vermutlich haben die IFITM eben auch eine nachteilige Wirkung auf lange Sicht, aber klar ist es noch lange nicht.

Momentan scheint es so, dass es, wenn man Zellen für kurze Zeit den IFITM aussetzt, sicher zu sein scheint, so dass dies eine mögliche Grundlage für eine antivirale Therapie werden könnte.

In der aktuellen PAndemie zeigten sich ja unterschiedlichste Verläufe der Grippe, von praktisch asymptomatisch bis schwerkrank, auch bei Menschen, welche vorher als absolut gesund galten. Hier wäre es interessant zu wissen, ob jene Menschen mit schwerem Verlauf einen tiefen IFITM Level aufwiesen.

Dieser Artikel zeigt uns auch wie absolut ausgeklügelt unsere menschliche Entwicklung ist und wie der menschliche Körper mit der Umwelt interagieren. Wir haben ein Protein, welches hochgefahren werden kann und uns somit vor einer Viruserkrankung schützt, in diesem Fall gewinnt dann die Zelle über das Virus,  aber es verhindert die Influenza nicht absolut, denn sonst würde das Influenzavirus ja aussterben.

Ein gewisses Gleichgewicht? Da könnte man jetzt philosophieren, was aber nicht unsere Aufgabe ist, es ist jedem Leser und jeder Leserin selbst überlassen, über die Evolution zu philosophieren!

Quelle: Brass et al Cell 17. Dez.2009; 139:1243-1254  (pdf frei zugänglich)