Gelenksprotheseninfektionen durch Gramnegative Erreger

Es existiert nur wenig Literatur über die Charakteristika und das Outcome von Protheseninfektionen durch gramnegative Erreger im Vergleich zur Literatur über grampositive Erreger von Protheseninfektionen.

Eine Arbeit aus Taiwan, eine retrospektive Kohortenanalyse, soll Licht ins Dunkle bringen. Ziel sollte sein, die demographischen Charakteristika, das Outcome und schlussendlich prognostische Faktoren zu definieren, die auf einen Behandlungsmisserfolg hinweisen.

Die Studienpopulation umfasste alle Patienten, die im Zeitraum von Januar 2000 bis bis Dezember 2006 im Orthopädischen Zentrum der Chang Gung Universität in Taiwan einer Prothesenoperation resp. wegen eines Protheseninfektes  behandelt wurden. Eingeschlossen wurden Patienten mit Knie und Hüftprotheseninfektionen.
Die Diagnose einer Protheseninfektion wurde dann gestellt, wenn derselbe Erreger von mindestens zwei Gelenkspunktionen oder intraoperativen Biopsien kultiviert werden konnte und ebenfalls klinische Zeichen einer Protheseninfektion bestanden haben.

Von allen 346 Erstepisoden, welche in diesem Zeitraum eine Protheseninfektion erlitten haben, waren 53 (15%) durch einen gramnegativen Erreger verursacht.

Tabelle 1 charakterisiert die 346 Erstepisoden  der Kulturpositiven Protheseninfektionen

Patienten mit einer Protheseninfektion durch gramnegative Erreger waren Älter (medianes Alter, 68 vs. 59 Jahre, p<0.001), entwickelten die Infektion rascher nach Prothesenimplantation (medianes Prothesenalter, 74 vs. 109 Tage, p<0.001) als Patienten mit Infektionen durch grampositive Erreger. Fieber und Fistelung war ebenfalls häufiger zu dokumentieren (nicht signifikant).
Keinen Einfluss hingegen fand sich in Bezug auf Geschlecht, Lokalisation der Prothese, multiplen Operationen, Komorbiditäten, Eiter im Gelenk, Bakteriämie oder Operationsmethode.

In 51 Episoden (96%) wurde ein einziger Keim isoliert, mehrere Keime wurden bei 2 Patienten isoliert (4%)Pseudomonas aeruginosa wurde am häufigsten isoliert, involviert in 21 Fälle, gefolgt von E.coli in 10 (19%), gefolgt von Klebsiella pneumoniae in 8 (15%) der Fälle.

Die häufigste orthopädische Intrevention war Debridement, Gelenkstoilette, Lavage etc. 27 (51%), zweizeitiger Wechsel 16 (30%) und Prothesenentfernung in 10 (19%).
Alle Patienten erhielten eine antibiotische Behandlung gemäss Resistenzmuster. Die Dauer der parenteralen Therapie war im Schnitt 38 Tage für Patienten mit Debridement, 23 Tage bei zweizeitigem Wechsel und 17 Tage bei Prothesenentfernung. Eine perorale Folgetherapie über 49 Tage (28 bis 92 Tage) bei Patienten die ein Debridement erhielten.

Die Behandlung einer Protheseninfektion durch gramnegative Erreger "nur" mit Debridement und Antibiotikatherapie war assoziiert mit einer höheren Rate an Behandlungsmisserfolgen verglichen mit Protheseninfektionen durch grampositiven Erregern und der gleichen Behandlungsstrategie.

Diskussion:

Die Anzahl der Gelenksersatzoperationen steigt schnell. Es wird geschätzt, dass von 2005 bis 2030 die Anzahl der primären Totalen Hüftprothesen in den USA 174%  auf 572’000 pro Jahr und Knieprothesen um 673% auf 3.48 Millionen Eingriffe pro Jahr ansteigen werden. Obwohl die Rate an Infektionen nach Eingriff relativ konstant bleiben wird, hat die steigende Anzahl der Eingriffe einen Einfluss auf die Anzahl der Infektionen.
Es ist daher wichtig mehr Informationen über die Charakteristika der jeweiligen Protheseninfektionen durch die verschiedenen Erreger zu haben und allenfalls prognostische Faktoren zu definieren, um im Endeffekt eine optimale Behandlung zu gewährleisten.

Protheseninfektionen durch gramnegative Erreger wurden in dieser Studie häufiger bei älteren Patienten und früher nach Prothesenimplantation gefunden. Obwohl statistisch nich signifikant wurde bei diesen Patienten häufiger Fieber und Fistelung dokumentiert.
Die Behandlung mittels zweizeitigem Wechsel und Entfernung der Prothese zeigte sich erfolgreicher als Debridement. Eine Antwort warum im Vergleich zu Patienten mit grampositiven Erregern die Behandlung mittels Debridement schlechter war, lieferte diese Studie nicht.

Hsie et al, 2009, CID