Vom Ursprung der H1N1 Pandemie

Nancy Cox, Direktorin der Influenza-Abteilung am CDC hat über die
Klinik und die Entdeckung des Swine-Origin H1N1 berichtet. Dabei hat
sie sich entschuldigt für den ersten MMWR-Artikel vom 21. April,
welcher unglücklicherweise den Titel: Swine Influenza A (H1N1)
Infection in Two Children trug.
Diesem Artikel haben wir es zu verdanken, dass wir heute weiterhin die Fehlbezeichnung „Schweinegrippe“ für diese pandemische H1N1 Influenza verwenden.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man in den USA über viele Monate und Jahre ganz vereinzelt Fälle von Influenza mit einem Virus gefunden, welches von Schweinen stammen musste (Shinde, NEJM 2009). Man ist eigentlich immer davon ausgegangen, dass es sich bei diesen Einzelfällen um isolierte Übertragungen vom Schwein auf den Menschen handeln musste. Heute ist die Geschichte klar: Es muss sich um ein einmaliges Erreignis von einer Schwein-Mensch Übertragung gehandelt haben, seither ist das neue Virus lange unbemerkt von Mensch zu Mensch übertragen worden.

Cox hat spannend berichtet, wie es zur Entdeckung der ersten Fälle kam. Zunächst wurde bei einem 10-jährigen Knaben in Kalifornien ein Influenza-A Virus nachgwiesen, welches zur weiteren Typisierung in ein grösseres Labor gesandt wurde. Doch als auch hier das Virus nicht charakterisierbar war, wurde es ans CDC gesandt, wo das Virus als ein vom Schwein stammendes („swine-origin“) humanes Influenza A H1N1 charakterisiert wurde. Schon zwei Tage später wurde das gleiche Virus bei einem 9-jährigen Mädchen in Kalifornien gefunden.

Wenig später wurden dann die Grippefälle in Mexico entdeckt und mit Unterstützung der CDC aufgearbeitet und es zeigte sich schnell, dass es sich um dasselbe Virus gehandelt hat. In der Folge hat das CDC noch über 1700 Virusgenome von über 340 Patienten sequenziert. Das Ziel der Übung war, den Ursprung des neuen Virus zu suchen. Doch nach all den Mühen muss heute davon ausgegangen werden, dass wir den Ursprung wahrscheinlich nie finden werden. Denn das Problem ist, dass bisher niemand die Influenza-Viren bei Schweinen systematisch verfolgt oder Proben asserviert hat. Aufgrund von der genetischen Variabilität des Virus geht man davon aus, dass einzelne Virusgene bereits vor ca. 7-18 im Schwein zusammentrafen, doch dass das Virus selbst erst einige Monate vor dem Ausbruch in Mexico vom Schwein auf den Menschen gelangt war (Smith et al, Nature 2009). Auf jeden Fall war es ein einmaliges Erreignis der Schwein-Mensch Übertragung.

Pandemische Impfung funktioniert gut
Abschliessend hat Cox noch über die Impfstoffe gesprochen, die zur Zeit gegen H1N1 entwickelt werden. Beim Impfstamm, der von allen Firmen verwendet wurde, handelt es sich um A(H1N1)/California 2009. Eine Überprüfung der Kreuzreaktivität von Antiseren, die in Frettchen entwickelt wurden zeigt, dass die Antikörper gegen California auch eine sehr gute Kreuzimmunität gegen die alle anderen pandemischen Stämme haben. Interessant, dass das Influenza A-Virus der 1976 Pandemie (New Jersey) eine geringe Kreuzreaktivität zeigt mit dem aktuellen H1N1.

Eine Impfung dürfte genügen
Die sehr gute Antigenetische Wirksamkeit des Impfstammes deckt sich auch mit ersten Befunden aus den klinischen Studien der Impfhersteller. Offebar haben über 95% der geimpften Erwachsenen (etwas weniger bei >65-jährigen) bereits 10-14 Tage nach der Impfung bereits ausreichend hohe Impftiter. Damit dürfen wir davon ausgehen, dass eine einzige Impfung genügen wird. Offenbar – so Sax – ist die Immunisierung, die wir alle schon gegen das frühere H1N1 haben, eine genügende Grundlage, die im Sinne eines „Priming“ reicht, sodass der Booster mit H1N1-v nun ausreicht, um eine gute nautralisierende Impfantwort aufzubauen. Gestützt auf Daten der ersten Impfstudien hat dies Anthony Fauci offenbar am Freitag den 11.9. auch bereits verkündet (s. Bericht).

Was bringt die Zukunft?
Nancy Cox hat auch versucht, die Entwicklungen der Zukunft noch etwas abzustecken. Die USA wird die ganze Meldeverordnung neue organisieren. Per. 11.9. haben sie die Erfassung für Hospitalisationen und Todesfälle neu definiert. Ein Blick auf die Surveillance der „Influenza-Like Illness“ Meldungen der USA zeigt jedoch, das in der letzen Woche die Anzahl Meldungen rapide anstieg, auf Werte über dem maximum der letzten Saison (rote Kurve). Der Peak der Saison 2007/8 dürfte bald erreicht sein. Somit scheint sich zu bewahrheiten, was bisher angesagt war: Die Grippe kommt in der kälteren Saison rasch auf uns zu, sogar deutlich früher als in den übrigen Wintern. Nun hängt alles davon ab, wie gut wir uns impfen lassen. Doch wenn die Fälle ansteigen, dürfte auch die Bereitschaft zur Impfung deutlich zunehmen. Wenn wir geimpft sind, dann ist die Pandemie Geschichte. Bei uns.

Quelle: Nancy Cox, 49th ICAAC 2009, Abstract 1083

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