Tamiflu-Prophylaxe: Resistenzgefahr

Eine Tamiflu-Resistenz des pandemischen Influenza-Virus H1N1-v könnte für die Kontrolle der Pandemie sehr unangenehm werden. Erneut wird von zwei Patienten mit Resistenzentwicklung berichtet.

Bereits Ende Juni 09 wurde aus Norwegen berichtet, dass bei einem Knaben, der nach einem Kontakt mit einer erkrankten Person eine prophylaktische Gabe von Tamiflu erhalten hatte, ein Tamiflu-resistentes Virus gefunden wurde (s. unseren Bericht vom 1.7.09). In weiteren 5 Fällen, die von der WHO gemeldet wurden, war immer eine Punktmutation im Virusgenom für die Resistenz verantwortlich.

Nun hat das CDC von zwei Adoleszenten berichtet, die in einem Sommerlager in North Carolina ebenfalls prophylaktisch mit Tamiflu behandelt wurden, und die dann eine milde Krankheit mit Nachweis eines Tamilfu-resistenten H1N1 entwickelten. Beide hatten dieselbe Mutation (H275Y) im Virusgenom wie die ersten bekannten H1N1 Resistenzen, doch beide hatten noch eine zusätzliche Mutation (I223V) welche bisher nicht bekannt war. Ob die neue Mutation das Virus ebenfalls resistenter macht oder zur erhöhten Fitness des Virus führen könnte, ist noch nicht bekannt.

Die beiden jungen Frauen waren im gleichen Lager. Sie teilten das Zimmer mit einer weiteren Lagerteilnehmerin, bei der am 7.7.09 eine pandemische Grippe diagnostiziert wurde. Beide erhielten eine Prophylaxe mit einer einmal täglichen Dosis Tamiflu (75mg) für 10 Tage. Am folgenden Tag entwickelte die erste Frau Fieber, 3 Tage später die zweite. Bei beiden konnte das Virus mit der Tamiflu-Resistenz nachgewiesen werden.

Es ist nicht geklärt, ob die Übertragung von einer dritten Quelle stattfand, oder ob die erste der jungen Frauen die zweite mit dem resistenten Virus angesteckt hatte. Letzteres wäre ein Problem, denn es würde im Gegensatz zu den früheren Beobachtungen zeigen, dass diese neue Resistenz auch gut übertragen werden kann.

Quintessenz:
Die Schlussfolgerung bleibt für uns dieselbe wie nach den ersten Beobachtungen: Eine Tamiflu-Prophylaxe (einmal tägliche Dosierung) kommt auf keinen Fall in Frage und muss aus allen anderslautenden Empfehlungen definitiv gestrichen werden. Ebenso müssen wir darauf achten, dass Patienten, die mit Tamiflu behandelt werden, die Behandlung strikte einnehmen und keine Dosis auslassen. Die zweimal-tägliche Dosis ist wichtig, um einer Resistenzentwicklung vorzubeugen.

Quelle: CDC, MMWR 11. Sept. 2009