Sequenzhomologie bei Primoinfektion bestätigt

Wir wissen eigentlich schon lange, dass es bei der Übertragung von HIV
immer nur ein Virus ist, welches sexuell übertragen wird. Entsprechend
findet man bei der Primoinnfektion eine sehr grosse Sequenzhomologie.
Das heisst, der grösste Teil der Viren ist praktisch zu 100% identisch.

Dies wurde nun auch noch mit einer neuen Sequenzmethode bestätigt.

Bei der neuen von Roche vertriebenen „454-Sequenziermethode“ können praktisch gleichzeitig 1000 verschiedene einzselne Viren sequenziert werden. Eine Einführung in die interessante Sequenziermethode findet sich auf www.454.com. Mit dieser Methode ist es möglich, auch sehr seltene (ca. 1%) Virusvarianten (sog. „minority species“) noch aufzustöbern.

Die Autorengruppe aus Vancouver (Rachel McGovern et al, Abstr 1226) hat nun diese Methode in der Primoinfektion angewandt. Und fand – nicht überraschend – eine hohe Sequenzhomologie (identische Virensequenzen) bei rund 90% aller Viren in der ersten Probe nach Primoinfektion (rund 1-2 Monate nach Infektion). Nach durchschnittlich einem knappen Jahr war die prominenteste Virussequenz bei den gleichen 24 Personen in ca 70% der Sequenzen vorhanden.

Bei drei von 24 Patienten kam es zur Infektion mit einem resistenten Virus. In allen Fällen (1 Thymidin-assozierte Mutationspattern, 2x NNRTI-Resistenz mit 103K) waren die Resistenzen bei mehr als 95% aller Virusstämme nachweisbar. Normalerweise verschwinden ja Thymidin-Resistenzen, wenn die Therapie wegfällt. Nicht aber in dieser Situation, wenn nur ein Virus übertragen wurde, da kein anderes Virus vorhanden ist, welche die resistenten Sequenzen „überwuchern“ kann.

Interessanterweise kam es in der einen der beiden 103K-NNRTI-Mutation nach einem Jahr zum Abfall dieser Mutation auf ca. 24% aller Sequenzen. Interessant deshalb, weil wir von dieser Mutation bisher meist angenommen haben, dass sie länger bestehen bleibt, da sie keinen Fitness-Verlust aufweist.

Quelle: Rachel McGovern et al, 49th ICAAC 2009, Abstract 1226

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