Kommen Spitalangestellte bei einer Pandemie überhaupt arbeiten?

Tatsächlich ist dies eine berechtigte Frage. Im Falle einer grossen Fallbelastung im Spital könnte es aus Ängsten beim Personal dazu kommen, dass das Personal auch von der Arbeit fernbleibt. Ist die Befürchtung berechtigt? In dieser recht umfangreichen Untersuchung in Montreal wurden über 3000 Spitalmitarbeiter in einer Web-basierten Umfrage über ihr Verhalten bei Risiken am Arbeitsplatz befragt. Ziel war es, durch eine Modellrechnung abzuschätzen, wie hoch der Arbeitsausfall im Falle einer Influenza-Pandemie sein könnte.

Um das individuelle Risikoverhalten abzuschätzen wurden drei verschiedene Szenarien vorgestellt mit steigender Fallzahl und Todesfällen bei Patienten und Personal. Beim schlimmsten Scenario waren 160 Personen in Montreal gestorben, 4300 Spitalpersonal erkrankt, davon 60 hospitalisiert und 8 verstorben.

Um den allgemeinen Umgang mit Risiken zu erfassen, wurden weitere Fragen zum Impfverhalten, Rauchen, Fahren mit Alkohol sowie Umgang mit Risiko einer HIV-Infektion oder viralen Enteritis bei der Arbeit erfragt.

Hypothetische Antworten besorgniserregend!
Beim Mildesten Scenario hätten sich nur gerade 4% aus Angst vor einer Erkrankung abgemeldet. Doch fast 20% würden sie bei einem heftigeren Scenario nicht mehr zur Arbeit melden und ein grosser Teil ist unentschlossen (s. Tabelle). Immerhin hat dann aber die Hälfte derjenigen, die zu Hause bleiben würden gesagt, sie würden diese  Entscheidung ändern, wenn eine grosse Personalknappheit herrschen würde.

Natürlich ist dies eine sehr hyopthetische Arbeit und die Absenz wird stark von der lokalen Arbeitssituation abhängig sein. Aber man muss doch mit einem gewissen Ausfall rechnen in einer Pandemievorbereitung. Die wichtigsten Gründe, weshalb sich das Personal nicht zur Arbeit meldet sind die Sorge um die eigene Gesundheit (52%) und um diejenige der Familie (36%). Somit dürfte die Sicherstellung des Gesundheitsschutzes für Personal und deren Familienangehörigen ein wichtiges Anliegen bei der Pandemievorbereitung sein.

Eine weitere interessante Aussage ergibt sich, wenn man die anderen Fragen zum Risikoverhalten einbezieht. Diejenigen, die das Risiko für andere Gefahren ebenfalls höher einschätzen, würden in einer Pandemiesituation auch eher von der Arbeit fern bleiben. Es zeigt sich auch hier: Das Risikoverhalten ist eine sehr individuelle Grösse und hat wenig mit wahren Risiken sondern mehr mit der allgemeinen Perzeption derselben zu tun.

George Dionne et al, 49th ICAAC 2009, K-1918-c

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