Endlich: Zum ersten Mal ein erfolgreiches Resultat einer HIV-Impfung
Lange hatten wir vermutet, dass ein Durchbruch in der HIV-Impfforschung nicht so bald zu erwarten war. Zu schwer lasteten die Erkenntnisse aus dem bekannten Merck-Trial. Heute vermeldet UNAIDS den ersten bescheidenen Erfolg einer Impfung gegen HIV.
Die Meldung kommt zu einem guten Zeitpunkt. Es war in den letzten Monaten still um die Impfforschung. Einige Experten hatten immer wieder gefordert, man sollte die aktuell geplanten Impfstudien stoppen und wieder zurück zum Start: Beginn mit Grundlagenforschung, Verstehen, was das Immunsystem benötigt, um sich gegen HIV zu schützen, und dann im Tierversuch neue Strategien entwickeln, und und und. Andere Experten waren der Ansicht, man sollte auch versuchen, die kleinen Fortschritte die wir sehen weiter zu entwickeln.
60% Schutzwirkung würde genügen
In der Tat wäre ein Impfstoff, der 60% der HIV-Übertragungen verhindern kann, bereits ein grosser Durchbruch. Denn mathemtische Modelle hatten uns schon längst vorgerechnet, dass eine solche Wirkung für eine gesamte Population einen Durchbruch bringe würden.
Noch ist es nicht soweit
Die erste Studie mit positiven Resultaten, über die nun berichtet wird, hat noch keine 60%-ige Wirksamkeit. Aber doch schon mal 30%. Das ist doch immerhin ein grosser Schritt. Was wurde Untersucht?
Grösste bisher durchgeführte HIV-Imfpstudie am Menschen
Diese randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie wurde in Thailand während drei Jahren durchgeführt. Geimpft wurden über 16’000 Männer und Frauen aber nur die Hälfte erhielt in der Imfpung den Impfstoff, die andere Hälfte hatte Placebo. Geimpft wurde mit einer Prime-Boost strategie, bei welcher eine DNA-Vaccine mit einer Protein-Vakzine in einem Abstand von einigen Wochen kombiniert wird.
Unterschiede sind mässig, aber signifikant
Von den 8200 Geimpften haben sich im Beobachtungszeitraum von 3 Jahren 51 Personen mit HIV angesteckt, während im Gleichen Zeitraum 74 Personen im Placebo-Arm erkrankt sind. Dieser Unterschied von ca. 30% ist zwar klein, doch er ist signifikant. Damit ist mindestens bewiesen, dass die Impfung etwas im Immunsystem zu verändern vermochte, was dann eine Schutzwirkung entfachen konnte.
Noch haben wir keinen Impfstoff
Dies bedeutet nun nicht, dass wir bereits einen Impfstoff haben. Im Gegenteil, die Arbeit geht jetzt richtig los. Aber diese Resultate werden bei den vielen Forschungslaboratorien, die sich um die Entwicklung von Impfstoffen bemühen, eine grosse Erleichterung herbeiführen. Wenigstens ist nun mal gezeigt: Das Konzept könnte funktionieren. Nun müssen die Daten der Studie noch weiter ausgewertet werden, man wird untersuchen, welche Faktoren für die Positive Wirkung verantwortlich waren und man wird diese Wirkung noch weiter zu intensivieren versuchen.
Ein grosser Schritt für die Impfforschung, ein kleiner Schritt für die Menscheit.
Quelle: UNAIDS.org
NACHTRAG:
Die Studie wurde am 3. HIV Vaccine Meeting am 20.10. 09 in Paris vorgestellt und gleichentags im NEJM online publiziert (. Die Kaplan-Meyer-Darstellung der Intent-to-treat Analyse finden Sie untenstehend:
Quelle: Rerks-Ngarm et al, NEJM 20.10.09, online first (pdf)
Editorial: Dolin, ebenda (pdf)