Vogelgrippe: Übertragung von Geflügel auf Mensch glücklicherweise selten

Eine interessante Studie aus Bali (Indonesien) hat in einer sehr umfangreichen Arbeit die Übertragungen von H5N1-Influenza vom Geflügel auf den Menschen untersucht. Wohnsituation, Umgang mit Tieren sowie serologische Daten wurden erfasst.

Tabelle 1, Santhia et al.Dieser aufwändige Survey von 38 Dörfern in der Indonesischen Provinz Bali wurde als "Querschnittsuntersuchung" im Dezember 2005 durchgeführt. Dieser Zeitpunkt war etwa 18 Monate nach den ersten H5N1-Fällen beim Geflügel aber 2 Jahre vor den ersten H5N1-Infektionen bei Menschen in dieser Region.

Es wurden zahlreiche Haushalte untersucht, wobei auch das Verhalten der Bewohner in Bezug auf Kontakt mit Geflügeln und Schweinen untersucht wurde. Weiter wurden aber auch zahlreiche Proben beim Geflügel und Schweinen abgenommen zum Nachweis von H5N1 und auch Serumproben bei Menschen. Zusätzlich wurden drei verschiedene "live-markets" untersucht. In Indonesien, wie in vielen weiteren asiatischen Ländern wird das Geflügel am Markt lebend verkauft. Dies stellt zwar eines der grösseren Probleme im Umgang mit H5N1 dar, doch infolge fehlender Infrastruktur für die Kühlung von Fleisch kann auf diese Märkte schlecht verzichtet werden.

Resultate:
Ein Virusnachweis gelang in keinem der Haustier-Proben von Haushalten, wohl aber auf den sogenannten "live markets". Hier fand sich das Virus im Trachealabstrich von eines von 63 Hühnern und in 7 von 36 Enten. Enten gelten als "Reservoir" für Influenza-Viren. Beim Geflügel wurden auch serologische Proben untersucht, womit einer früher vorhandene Infektion mit H5N1 nachgewiesen werden konnte. Immerhin waren hier auch wieder 7 von 36 Hühnern seropositiv.  

Beruhigend ist  die Tatsache, dass sich bei keinem der 928 untersuchten Menschen (87 Mitarbeiter auf live market) eine positve Serologie fand. Auch alle 344 untersuchten Schweine waren serologisch negativ. Das bedeutet, dass trotz Vorhandensein von H5N1 Virus in der Umgebung und trotz dem intensiven Kontakt der untersuchten Personen mit dem Geflügel (s. Tabelle) keine Infektionen auf den Menschen nachweisen liessen.

Doch wie gesagt, 2 Jahre nach dieser Untersuchung kam es in der Provinz Bali dann auch zu H5N1 Infektionen beim Menschen. Wir können davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Infektion vom Tier auf den Menschen nach wie vor als gering eingestuft werden kann. Dies hängt wohl damit zusammen, dass das Hämaggluttinin der Influenza-Viren bei Vögeln eine andere Konfiguration seiner Oberfläche hat (s. unseren Bericht dazu). Wovor wir Angst haben ist die Möglichkeit, dass eine einfache Mutation des Virusgenoms das Virus so verändert, dass es den Menschen einfacher befallen kann. Dann dürfte auch eine Mensch-zu-Mensch Übertragung einfach auftreten.

Quelle: Santhia et al, Influenza &OthRespVir 2009; 3:81-89