Adherence auch bei Hepatitis C-Therapie wichtig!

Was bei der HIV-Therapie längst klar ist, wurde nun auch für die Hepatitis C-Behandlung gezeigt.

Aus den Zulassungstudien von PegInterferon und Ribavirin bei Hepatitis C wissen wir bereits: Wenn die kumulative Dosis dieser Medikamente reduziert ist, ist mit einem schlechteren Therapieansprechen (SVR = sustaned virologic response) zu rechnen. Die Ursache für eine Dosisreduktionen in diesen Studien waren meist Arzt-bedingt, d.h. die PegInterferon- und Ribavrindosierung wurde wegen Nebenwirkungen nach unten angepasst.

Weniger Daten gibt es zur Patienten-bedingten suboptimalen Exposition gegenüber den HCV-Medikamenten.

Vincent Lo Re et al. haben genau das untersucht und zwar bei 188 Patienten, die die Behandlung mit PegInterferon und Ribavirn zuhause durchführten. Die Patienten erhielten ihre verordneten Medikamente jeweils für einen Monat in der Apotheke, dafür mussten sie sich selber bei der Apotheke melden. Die bezogene Medikamentenmenge (refill) in Bezug auf die verordneten Menge wurde als Adherence angenommen (Wenn also ein Patient seine Medikamente vorzeitg bezog, war eine Adherence von >100% möglich). Verglichen wurde die so geschätzte Adherence mit dem Abfall der Viruslast in den ersten 12 Behandlungswochen. Denn es ist bekannt, dass ein rascher Abfall der Viruslast zu Beginn der Therapie gut mit einem anhaltenden Therapieerfolg (SVR) korreliert.

Resultate:

  • Der mittlere Abfall der HCV RNA bei Woche 12 war 0.66 Log IU/mL grösser bei den Patienten mit einer Adherence von >= 85% verglichen mit jenen, die eine Adherence von <85% aufwiesen (3.23 vs 2.57 Log IU/mL; P = 0.04).
  • Wenn Patienten, die eine suboptimale Ribavirindosis (keine Gewichtsadaptation) erhielten, ausgeschlossen wurden, war der Viruslast-Abfall sogar 1.0 Log IU/ml grösser in der Gruppe mit guter Adherence (3.32 vs 2.32 log IU/mL; P = 0.01).
  • Patienten mit einer Adherence von >= 85% erreichten deutlich häufiger einen EVR (early virological response): 73% vs 29% (P = 0.02) für PegInterferon und 73% vs 55% (P = 0.08) für Ribavirin.

Für uns sind diese Resulate keineswegs überraschend. Eine Subgruppenanalyse von HIV-HCV-Koinfizierten Patienten zeigte bei diesen eine bessere Adheränz, als bei den HCV-Monoinfiziert. Dies weisst darauf hin, dass HIV-Patienten sich der Wichtigkeit der zuverlässigen Medikamenteneinnahme eher bewusst sind, weil sie entsprechend geschult sind und häufig schon ein "Training" im Medikamente-einnehmen hinter sich haben.

Diverse Studien haben gezeigt, dass gute oder schlechte Adherence von den Aerzten nicht zuverlässig vorausgesagt werden kann. Aus diesem Grund offerieren wir in St. Gallen allen Patienten mit Hepatitis C-Behandlung ein MEMS-Training (medication event monitorin system).

Mit dem Einsatz der neuen Proteasehemmer (Boceprevir, Telaprevir), die sich zur Zeit in Phase III-Studien befinden, wird die Unterstützung der Adherence noch wichtiger werden: Aufgrund der Pharmakologischen Daten dieser Medikamente wird voraussichtlich eine 3x-tägliche Dosierung nötig sein. Diese Herausforderung kennen von den ersten Proteasehemmer-Therapien in der HIV-Therapie mit Indinavir. Leider: Ein Ritonavir-boosting wird bei den obengennanten HCV-Proteasehemmern voraussichtlich nicht viel bringen.

Vincent Lo Re III et al., CID 2009: 48 (15. Jan.)