Kein Händeschütteln in der Grippesaison!!!

In der westlichen Welt ist das Händeschütteln als Begrüssungsritual nicht wegzudenken. Es gilt auch als unhöflich oder sogar als arrogant, seinem Gesprächspartner zur Begrüssung die Hand nicht zu schütteln. Das Händeschütteln hat einen symbolischen Charackter, welcher in unserem Kulturkreis praktisch nicht mehr wegzudenken ist. Aber aus infektiologischer Sicht ist das Händeschütteln eigentlich gar nicht gut.

Das Händeschütteln ist ein sehr sehr alter Brauch, welcher bereits bei den Griechen und Römern üblich war. Man reicht sich die rechte Hand, welche normalerweise die Waffenhand war, um zu symbolisieren, dass man in friedlicher Absicht und waffenlos ist. Obwohl unser Alltag nicht mehr so kriegerisch ist, zumindest in unseren Breitengraden, haben wir diesen Brauch über Jahrtausende beibehalten, und mittlerweilen ist der Händedruck, oder das Händeschütteln nicht mehr aus unserem Begrüssungsritual wegzudenken. Das Händeschütteln wird heutzutage auch für einen ersten Eindruck des Gegenübers verwendet, bei uns gilt ein starker Händedruck als Zeichen für Selbsbewusstsein und Willenstärke, ein schwacher Händedruck hingegen kann ein Zeichen für Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen sein. (In asiatischen Ländern wird hingegen ein starker Händedruck als unhöflich empfunden).

Aber durch die Hände übertragen wir Keime, dies wurde in vielen medizinischen Studien gezeigt. Deshalb wird auf die Händehygiene im Spital so viel Wert gelegt, und man führt deshalb immer wieder Schulungen zur korrekten Händehygiene durch.

Aber auch im Alltag sind die Hände Übertrager von Infektionskrankheiten, und v.a. in den Wintermonaten, wo so viele virale Erkrankungen gehäuft auftreten, werden unsere Hände zur Infektionsschleuder.

Im Clinical infectious diseases vom 1. Februar wird eine Studie veröffenltichst, wo an 20 Grippe-geimpften freiwilligen Medizinalpersonen geschaut wurde wie effizient das Händewaschen mit Seife oder die Desinfektion der Hände, Grippeviren von den Händen eliminieren kann. Es wurden die Hände der 20 Probanden mit H1N1-Grippevirus kontaminiert mit 1ml einer Lösung, welche eine relativ hohe Konzentration an Grippeviren enthielt. ( 10 hoch 7 tissue culture infectious dose/0.1ml)

Dann wurde die Effizienz zur Elimination der Grippeviren mittels Händewaschen mit Seife versus Händehygiene mit 3 verschiedenen alkoholhaltigen Desinfektionsmittel untersucht, natürlich gegenüber einer Kontrolle (8 weitere Probanden), wo keine Händehygiene betrieben wurde. Die Autoren konnten zeigen, dass sowohl das Händewaschen mit Seife, alsauch die Händehygiene mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel die Grippeviren dermassen reduzierte, dass nach 60 min keine mehr nachweisbar waren, wohingegen bei den Probanden ohne Händehygiene die Viruslast an den Händen auch nach 60 min noch praktisch gleich war wie zu Beginn.

Eine Studie mehr, welche also auf die Wichtigkeit der Händehygiene hinweist!

Grayson et al, Clinical infectious diseases 2009;48:285-291

weitere Studien zum Thema Händehygiene und Virenübertragung:

Bloomfield S et al ; American Journal of Infection Control 2007;35 (10) S27-S64

Sollen wir uns jetzt die Hände nicht mehr reichen? Das hätte vermutlich enorme gesellschaftliche und kulturelle Folgen. Was würden wir dann als Zeichen für Freundschaft und Vertrauen nehmen? Das Nasereiben der Maori wäre wohl für unseren kulturellen Hintergrund schon fast zu nahe, das Wangenküssen wohl ebenfalls. Und einfach einander zuzuwinken, ist etwas komisch oder? Ich glaube das Händeschütteln ist in unserer Gesellschaft so fest verankert, dass es weiterhin ein fester Bestandteil unserer Begrüssungskultur bleiben wird. Aber vielleicht sollten wir doch in den Wintermonaten einfach häufiger die Hände waschen, damit sie nicht zu einem Viren-Multiplikator werden, und wenn wir selbst erkältet sind, sollten wir vielleicht vom Händeschütteln absehen, mit der Erklärung man sei jetzt grad erkältet und wolle niemanden anstecken.

Das sollte sich ja im kleinen Rahmen bewerkstelligen lassen, vor allem wenn es die grossen PolitikerInnen in der Weltgeschichte genauso machen, warum sollten wir es nicht auch so handhaben?

Und hier übrigens der aktuelle Stand der Grippesaison: In fast allen Kantonen der Schweiz wird eine erhöhte Grippeaktivität von den Sentinellaärzten gemeldet. Also wenn, dann sollten Sie in den nächsten Tagen wirklich das Händeschütteln auf ein Minimum reduzieren, sich die Hände jeweils gründlich waschen, und alternativ auf das Wangenküssen zur Begrüssung umstellen.

Wir wünschen Ihnen eine grippefreie Zeit!