Resistente Tuberkulose: auch bei uns ein Thema!

Weltweit nehmen die Fälle der multi-drug resistant TB (MDR-TB) und der extensively drug-resistant TB (XDR-TB) zu. Die Behandlung dieser resistenten Tuberkulosefälle gestaltet sich oft schwierig, v.a. der XDR TB.

berlin_08.jpgAm Kongress der European Respiratory Society in Berlin (5.-8.Oktober) ist auch die MDR/XDR TB ein Thema.

Im Abstract Book finden sich mehrere Zusammenfassungen zu dem Thema. V.a. zeigt sich, dass es überall zu einer Zunahme von resistenten Tuberkulosefällen kommt, und dass in Europa viele resistente Tuberkulosefälle aus dem Osten importiert werden. Auch in Grossbritannien zeigt sich eine Zunahme von INH resistenten TB Fällen, v.a. durch Einwanderer aus Afrika oder Indien.

Auch wir in der Schweiz müssen mit der Möglichkeit einer resistenten Tuberkulose rechnen, und deshalb werden bei allen Tuberkulosefällen auch Resistenztestungen durchgeführt.

Zur Begriffsklärung:
Wenn ein Tuberkelbazillus sowohl gegen Isoniazid und Rifampicin resistent ist, dann wird es als MDR klassifiziert. Als extensively drug resistant (XDR) gilt es, wenn es praktisch gegen alle first line Medikamente resistent ist, und meist auch gegen Chinolone und gegen mindestens ein Aminoglykosid.

Daraus lässt sich folgern, dass bei der MDR-TB wohl noch eine gewisse Behandlungsoption besteht, die aber schlechter ist, als die First Line Therapie, und somit länger eingenommen werden muss. Hingegen stehen bei der XDR TB fast keine Möglichkeiten mehr offen. Neue Therapieoptionen sind deshalb dringend notwendig.

Die europäische TBNET Gruppe zeigt in einem Abstract (1350), dass das Resultat schlechter ist, wenn bei den MDR/XDR auch eine Resistenz der Aminoglykoside vorliegt.

Interessant ist v.a. das Abstract 1356, in welchem die Effizienz von Linezolid bei MDR/XDR Tb untersucht wird.  Linezolid wird zwar immer angepriesen zur Behandlung der Tuberkulose, untersucht hat den Effekt aber bisher noch niemand. Nun haben sich deutsche und italienische Forscher übers TBNET zusammengeschlossen und  7026 kulturpositive Tuberkulosefälle zwischen 2004-2007 eruiert, davon waren 265 MDR (3.8%) und 17 XDR(0.2%).

82 MDR und 7 XDR Fälle wurden mit einem Regime mit Linezolid behandelt. Leider kam es zu häufigen Nebenwirkungen, und zwar in 32 von 89 Fällen (also in 36%). In diesen 32 Fällen musste das Linezolid in 25 Patienten wegen der Nebenwirkung gestoppt werden, was 78% ausmacht. Die Nebenwirkungen traten  im Mittel so nach 60 Tagen auf.

Die Effektivität des Linezolid war aber hoch, denn 67 von den 89 Patienten also 75% erreichten eine Sputum sterilisierung.  Die Schlussfolgerung dieser Studie: Zwar ist ein Linezolid-haltiges Regime für eine MDR/XDR Tuberkulose effizient, aber die Nebenwirkungsrate ist relatiov hoch, und zwingt in einem Grossteil zum Abbruch der Therapie, so ca. nach 2 Monaten.

In Zukunft werden sicher auch andere neuere Antibiotika auf ihre Effizienz gegenüber der Tuberkulose getestet werden müssen. Ob allenfalls Linezolid in Zukunft quasi zu anfang als intensivierte Therapie mitgegeben werden soll,  und dann gestoppt werden kann, da sind die Bücher noch offen. Zumindest hat man nach dieser Studie den Beweis, dass Linezolid gegen Tuberkulose aktiv ist.

ERS Congress Berlin 5.-8. Oktober

Abschliessend noch eine Karte der WHO mit den 41 Ländern mit dokumentieren XDR-Tuberkulose-Fällen

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