APOBEC-3G – körpereigene Virusabwehr

APOBEC-3G

Wissenschaftlern aus Californien ist gelungen, ein schon länger bekanntes Enzym (eine Cytidin-Deaminase ), welches in jeder Körperzelle vorhanden ist (APOBEC-3G) in seiner Kristallstruktur zu charakterisieren. Wieso ist das spannend?

APOBEC-3G ist spannend, weil dieses Enzym die Eigenschaft besitzt, die Vermehrung von HIV vollständig zu verhindern. Das Enzym bindet und zerstört die virale DNA, wahrscheinlich über eine Enzym-unabhängige und eine Enzym-abhängige Funktion. Letztere führt zur Mutation und dem Abbau der DNA. Nebenbei bemerkt hemmt APOBEC-3G auch das Hepatitis B Virus.

Wenn der Körper ein so potentes HIV-Medikament selbst herstellt, wieso ist dann HIV so erfolgreich?

Die Frage ist berechtig! Die Antwort einfach: HIV ist auf APOBEC-3G vorbereitet. Es bringt ein Protein mit (Vif = viral infectivity factor), der APOBEC-3G hemmt. Dies ist schon seit einigen Jahren bekannt. Auch, dass dieser Effekt wohl durch die körpereigene Produktion von IFNalpha teilweise aufgehoben werden kann (siehe Peng G et al, 2006, J. Exp. Med ).

Neu hingegen ist die Aufklärung der 3-D-Struktur und insbesondere auch der Bindungsstellen an die virale DNA (ssDNA). Die Spezifität der identifizierten Bindungsstellen wurde über das Einbringen von Mutationen aufgezeigt.

APOBEC-3G

Für die Entwicklung eines Medikaments, welches die gleichen Bindungseigenschaften wie APOBEC-3G besitzt, ist dies enscheidend. Denn weitere Mitglieder der APOBEC-Familie haben wesentliche andere Funktionen im Körper inne und sollten von einem Therapieansatz unbeeinflusst bleiben.

 

 

Gleichzeitig gibt es auch Bestrebungen, Vif mit niedermolekularen synthetischen Molekülen (small molecules) zu inhibieren (siehe: Small-molecule inhibition of HIV-1 Vif ).

Bis in die Klinik bleibt so oder so ein langer Weg.

Quelle: Crystal structure of the anti-viral APOBEC3G catalytic domain and functional implications