Neue Anwendungsgebiete der Probiotika

Immer mehr Studien über neue Anwendungsmöglichkeiten probiotischer Bakterien und Produkte rücken in den Blickpunkt wissenschaftlicher, und natürlich auch wirtschaftlicher Interessen.

Mit den neuen Anwendungsgebieten probiotischer Produkte ist natürlich das Interesse ihrer Wirkung auf das Immunsystem erweckt worden. Im World Journal of Gastroenterology gehen die Autoren der Frage nach, welche Cytokine durch die Probiotika stimuliert werden, und somit Einfluss auf die angeborene und erworbene Immunität des Wirtes haben. Sie untersuchten 9 probiotische Bakterien in ihrer Fähigkeit die Reifung von dendritischen Zellen, welche aus MOnozyten stammen, zu fördern. Das ganze wurde in virto gemacht, indem von MOnozyten abstammende dendritische Zellen mit den probiotischen Bakterien stimuliert wurden, und im  Zellüberstand wurden die Cytokine gemessen, sowie mit Immunfluoreszierenden Markern die Reifung der dendritischen Zellen beobachtet. Alle 9 probiotischen Bakterien waren fähig die Reifung der dendritischen zellen zu stimulieren und zwar genau so stark wie pathogene Bakterien (Streptokokken der Gruppe A). Was hingegen von probiotischem Bakterium zum anderen unterschiedlich zu sein scheint ist ihre Stimulation von Cytokinen, da sind alle verschieden. Diese Unterschiede sind natürlich wieder wichtig zur Selektion verschiedener Probiotika für verschiedene Krankheitsbilder, wo man eher das eine oder andere Cytokine stimulieren will.

Für die Interessierten Leser ist der Artikel in seinem Volltext aufrufbar unter folgendem Link:

J World Gastroenterology 2008; Latvala S et al

Die Probiotika bleiben also spannend, und ihre Anwendungsgebiete werden immer weiter. Nohcmals eine Zusammenfassung zu den Probiotika und ihren Anwendungsgebieten:

Probiotica = lebende Mikroorganismen, welche definierte gesundheitliche Wirkungen auf den Organismus ausüben

Vieles was zu den Probiotica geschrieben wird, wird heute kritisch begutachtet, und frühere Studien, welche einen Effekt der Probiotica auf die atopische Dermatitis gezeigt haben, werden in Fachkreisen heftig und kontrovers diskutiert.

Neben den bekannten Anwendungen im Gastrointestinaltrakt, wurden in den letzten Jahren viele Studien zu verschiedenen Wirkungen der Probiotika publiziert.

1) de Vrese et al ; Vaccine 2006

Probiotika verringern zwar nicht die Inzidenz von Erkältungen, aber verkürzen signifikant die Dauer und die Schwere der Erkältung. In 2 Winter Perioden wurden 409 Erwachsene doppelblind randomisiert mit Vitaminen und Mineralstoffen mit oder ohne Probiotika supplementiert. Die Probanden mit Probiotika waren signifikant kürzer krank ( 2 Tage) und zeigten eine grössere Stimulation der zytotoxischen T-Zellen , sowei der T -Helfer und T Suppressor.

2) Taylor et al ; Clinical and Experimental Allergy 2006

Neugeborene erhielten entweder Probiotika oder Placebo und es wurde bei den Kindern Cytokine gemessen, sowie die Immunantwort auf Tetanus toxoid, Reaktion auf Hausstaub, und Ovalbumin etc. Hier konnte gezeigt werden, dass es keinen Effekt auf die allergiespezifische Reaktion gibt, aber es scheint wirklich so, dass die Probiotika einen immunmodulatorischen Effekt haben. Die klinische Relevanz dieser Daten ist aber noch unklar.

Neben den Studien zum Gastrointestinaltrakt und dem Immunsystem, kommen aber immer mehr Studie auf mit  dem Effekt von Probiotica auf Mund und Rachen. Z.b. eine Studie welche zeigt, dass S.salivarius den Mundgeruch verringert (Burton et al , 2006), wobei hier der klnische Nutzen etwas fraglich ist. Eine weitere  Studie zeigt, dass durch Verabreichung von Salivaricin A ( ein Produkt des S.salivarius) in der Milch sich die beninge Zungenflora vermehrt, und somit vor Infektion mit S.pyogenes schützt (Dierksen et al 2007). Dies ist allerdings ein interessanter Ansatz!