Eine Monatsspritze als HIV-Therapie?

Heute sicher nicht, doch wir sehen bereits erste Anzeichen für eine interessante Entwicklung. Langwirksame Substanzen könnten auch einmal pro Woche oder sogar einmal pro Monat angewandt werden. 

In der letzten Ausgabe des Journal Infectious Diseases ist ein erstes Studienresultat einer Einmaldosis von Pro140, eines CCR5-Antikörpers publiziert. Nach einer einmaligen Gabe dieses Medikamentes – leider noch als Injektion – kam es zu einem nachhaltigen Abfall der HIV-RNA über die folgenden 10 Tage bis zu einem maximalen Abfall auf durchschnittlich 1.8 log. Das ist so viel, wie fast jede HIV-Monotherapie mit täglicher Gabe unserer besten neuen Substanzen erreicht.
In der nebenstehenden Abbildung ist der Abfall der HIV-RNA bei HIV-infizierten Patienten (je ca. 10/arm) dargestellt. Bei den drei Farben handelt es sich um unterschiedliche Konzentrationen
(0.5mg/kg=rot, 2mg/kg=grün, 5mg/kg=blau). Nota bene: Die Substanz wurde nur einmal gespritzt. Die höchste Dosis führte zu einer HIV-RNA Suppression um mindestens 1 log während 2-3 Wochen.

Natürlich ist dies alles noch ein frühes klinisches Stadium. Doch wir haben auch vom AIDS-Kongress in Mexico über eine neue Applikationsform des NNRTI TMC-278 berichtet (s. Bericht Seite 8). Eine einmalige Gabe von 600mg TMC-278 in einer nonpartikel-Form bei HIV-negativen erreichte Blutspiegel, die noch weiter länger als einen Monat im wirksamen Bereich waren. Die Autoren haben diese Anwendung in der Prävention diskutiert.

Pro140 ist ein monoklonaler Antikörper, welcher den CCR5-Korezeptor
blockiert. Als Antikörper muss dieser natürlich i.v. apppliziert
werden. In dieser kleinen Studie waren die Nebenwirkungen nicht dosisabhängig und etwa gleich häufig wie in der Placebo-Gruppe. Es wird sich zeigen, ob die Substanz bei höherer Dosierung noch länger wirksam wird. Auch wenn all diese Entwicklkungen noch sehr früh in der klinischen Phase sind, so zeigt es uns doch, dass die Entwicklung hin zu einem einfachen Therapieschema geht, mit welchem man längerfristig ohne tägliche Tabletteneinnahme und ohne Nebenwirkungen eine HIV-Infektion unter Kontrolle halten kann. Solche Entwicklungen machen uns zuversichtlich, dass bald einmal alle Menschen mit einer HIV-Infektion behandelt werden könnten und dadurch die HIV-Infektion "ausstirbt".

CCR-5 Korezeptor-Blocker haben immer das Problem, dass Sie nur funktionieren, wenn kein Dual-tropisches oder CXCR4-tropes HIV-virus präsent ist. Doch in der Prävention der sexuellen Übertragung wäre die Anwendung geradezu ideal, da nach heutigem Wissen praktisch nur CCR5-tropes Virus sexuell übertragen wird. Auch ist bei Prä-Expositionsprophylaxe die notwendige Blutspiegel-Konzentration möglicherweise etwas tiefer, da viel weniger Viruskontakte im Spiel sind. Eine Monatsspritze für Sex-workers in Afrika wäre doch eine hoch effiziente Präventionsmethode!

Quelle: Jacobson, JID, 2008; 198 ahead of print