Vogelgrippe: Rasches Erkennen der Mensch-zu-Mensch übertragung

Die Tatsache, weshalb das H5N1-(Vogelgrippe)-Influenzavirus beim Menschen noch nicht zu regelrechten Epidemien geführt hat, liegt an einem kleinen Molekül. Die Zellen des menschlichen Respirationstraktes unterscheiden sich von denselben bei den Vögeln. Eine kleine Veränderungen könnte fatale Folgen haben. Ein neuer Test kann dies rasch erkennen.

Wir haben schon mehrmals über die Zusammenhänge zwischen dem Hämagglutinin-Rezeptor und der Spezies-Spezifität der Influenza-Viren berichtet. Siehe dazu auch den Vortrag von Dr. G. Eich (Infekttag 2004). Im Prinzip geht es darum, dass die Sialinsäure, der Rezeptors für das Hämagglutinin des Influenza Virus auf der Zelle des oberen Respirationstraktes eine andere Konformation hat als die Sialinsäure im Respiratorischen Epithel bei den Vögeln. Beim Menschen sind die Moleküle der Sialinsäure über eine alfa-2,6-Bindung verkettet, bei Vögeln über eine alfa-2,3-Bindung.
Dieser Unterschied kann schon einen wichtigen Teil der Speziesbarriere erklären. Einzelne Fälle von H5N1-Infektionen kommen beim Menschen dennoch vor (siehe auch unsere laufend akutalisierte Übersicht). Möglich, dass die Infektion über die Konjuktiven (Augen) abläuft. Dort hat die Sialinsäure interessanterweise auch eine alfa-2,3-Verkettung. Möglich, dass dies erklärt, weshalb alle H5N1-Influenza-Patienten meist eine Konjunktivitis haben. 
Was wir nun befürchten ist, dass ein Virus, welches sich einmal beim Menschen eingenistet hat, durch eine Mutation zur alfa-2,6-Konfiguration mutiert. Sollte dies passieren, wären wir gut beraten, wenn wir diesen "target-switch" rasch erkennen könnten. Verschiedene Methoden wurden bisher schon beschrieben, mit welchen ein solcher "Switch" detektiert werden könnte. Doch alle bisherigen Methoden sind aufwändig und benötigen entsprechend Zeit.

Eine Gruppe aus Bangkok hat nun eine recht simplen Test entwickelt, mit welchem selbst Viren, welche mit beiden Typen von Sialinsäuren eine Bindung eingehen können, zuverlässig diagnostiziert werden können.
Influenza-Viren vermehren sich in roten Blutkörperchen (Erythrocyten). Nun haben die Autoren Blukörperchen mit einem Enzym behandelt, welches sehr spezifisch die alfa-2,3-Sialinsäure auflöst. Mit dieser Vorbehandlung erhielten die Wissenschafter Erythrocyten, welche sehr spezifisch nur mit 2,6-Sialinsäure beschichtet sind, und diese können nun nur durch das "Menschen-spezifische" Influenzavirus infiziert werden.

Die Autoren haben gezeigt, dass der Test sehr gut funktioniert, um beide typen von Viren zu detektieren. Mit diesem Test sollten wir nun in der Lage sein, einen "Target-Switch" recht rasch zu erkennen.

Quelle: Suptavivat et al,  J Clin Virol, 2008; 42:186–189