FAQ: Fragen zum Präpandemie-Impfstoff

 

Was ist ein Präpandemie-Impfstoff?
Ein Präpandemie-Impfstoff regt das menschliche Immunsystem an und macht den Impfempfänger gegen verschiedene Grippeviren der gleichen Untergruppe (z.B. H5N1 oder H1N1) teilweise immun, sofern die Grippeviren mit dem im Impfstoff enthaltenen Virusstamm nahe verwandt sind. Der Vorteil ist, dass ein solcher Impfstoff im Voraus produziert und damit im Krisenfall eingesetzt werden kann, bevor ein neues Pandemievirus die Schweiz erreicht. Die Präpandemie-Impfung bietet der Bevölkerung einen ersten Schutz.

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Kann man durch diesen Impfstoff die Vogelgrippe bekommen?
Bei dem gekauften Präpandemie-Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, der keine lebenden Viren enthält sondern nur Teile der Virushülle. Diese Virusbestandteile können keine Infektion auslösen.

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Kennt man die Wirksamkeit dieses Präpandemie-Impfstoffs?
Gegen das gegenwärtige H5N1 Vogelgrippevirus ist der Impfstoff sehr wirksam. Dies wurde an Tierversuchen bewiesen. Bei den Impfstudien an Menschen wurde die Bildung der Antikörper nachgewiesen. Die genaue Wirksamkeit gegen ein Pandemievirus des Menschen lässt sich aber erst bestimmen, wenn dieses auftritt, identifiziert und charakterisiert worden ist. Die nach der Impfung produzierten Antikörper werden dann im Labor auf Ihre Fähigkeit zur Neutralisierung des Pandemievirus getestet. Der Präpandemie-Impfstoff führt bei Geimpften zur Produktion von Antikörpern, welche zirkulierende Viren neutralisieren können, die nicht mit dem Impfvirusstamm identisch, jedoch nahe verwandt sind.

Je nach Kreuzimmunität, die mit dem Impfstamm gegen den Pandemiestamm erreicht wird, könnte die Wirksamkeit hervorragend, bedingt, gering oder inexistent sein. Falls die Wirksamkeit hervorragend ist, schützt die Impfung gegen die Pandemiegrippe. Im Falle einer bedingten Wirksamkeit ist damit zu rechen, dass die Impfung keinen vollständigen Schutz gegen das Pandemievirus bietet, aber vor Komplikationen und einem tödlichen Verlauf schützt. Falls nur sehr geringe oder keine Wirksamkeit besteht, würde der Impfstoff nicht eingesetzt und man müsste den Pandemieimpfstoff abwarten.

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Wie funktioniert der Präpandemie-Impfstoff im Detail?
Der Impfstoff beruht auf dem gleichen Prinzip wie der aktuelle Grippeimpfstoff. Er aktiviert weisse Blutkörperchen (B-Lymphocyten), die Antikörper herstellen, welche im Fall eine Infektion sich an die Oberfläche von Viruspartikeln heften können und deren Neutralisierung bewirken. Die Aktivierung von anderen weissen Blutkörperchen (T- Lymphocyten) verstärkt die Produktion der Antikörper und bildet ein besseres immunologisches Gedächtnis. Durch die Kopplung mit einem Öl-in-Wasser Hilfsstoff werden die virusspezifischen Eiweisse dem Immunsystem länger und wirkungsvoller präsentiert. Dadurch wird das Spektrum von möglichen passenden Antikörpern vervielfältigt und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Erkennung des Virus durch das Immunsystem erhöht. Mutierte Virenstämme können so besser identifiziert und neutralisiert werden.

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Ist das Prinzip der Kreuzimmunität, auf dem die Präpandemie-Impfstoffe beruhen, lediglich eine Vermutung, oder wurde es am Menschen bereits belegt?
Das Prinzip wurde in experimentellen Modellen, aber auch mit Antikörpern von geimpften Menschen nachgewiesen. Das Influenza H5N1-Virus tauchte 1997 erstmals in HongKong auf. Bis 2008 kam es zu zahlreichen Mutationen, ohne dass das Virus allerdings von Mensch zu Mensch übertragbar wurde. Indem getestet wird, ob die durch die Impfung gebildeten Antikörper auch die mutierten Virusstämme neutralisieren, kann eine Kreuzimmunität überprüft werden. Die Antikörper, die durch einen Impfstoff mit einem Hilfsstoff gebildet wurden, konnten die mutierten Virusstämme neutralisieren, diejenigen welche durch einen Impfstoff ohne Hilfsstoff gebildet wurden hingegen nicht.

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Weiss man, wie lange Präpandemie-Impfstoffe wirken?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Personen, nach einer Grippeerkrankung oder Impfung lange Zeit immun sind. Zum Beispiel zirkulierte 1977 erstmals nach 1950 wieder ein H1N1-Virus in der Bevölkerung. Es waren damals insbesondere junge Menschen (nach 1957 geboren), welche am H1N1-Virus erkrankten. Die ältere Generation wies offenbar immer noch einen gewissen Schutz gegen dieses Virus auf.
Die Grippeviren mutieren ständig und verändern ihre Form und umgehen damit diese Immunität. Hat sich das Virus genug stark verändert wirkt die Immunität nicht mehr oder nur noch vermindert. Daher muss die Impfung gegen die saisonale Grippe jährlich wiederholt werden.

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Kann man gleichzeitig mit dem Präpandemie-Impfstoff und einem üblichen saisonalen Impfstoff impfen?
Es wird allgemein empfohlen, zwischen einer Präpandemie-Impfung und einer Impfung gegen eine andere Krankheit einen zeitlichen Abstand von 2 Wochen einzuhalten. Im Falle einer ernsten Pandemiebedrohung würde die Pandemie-Impfung aber auch dann durchgeführt werden, wenn der zeitliche Abstand zu einer soeben durchgeführten anderen Impfung kleiner ist.

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Wie sicher ist der Präpandemie-Impstoff? Kann er schwere Nebenwirkungen hervorrufen?
Der Impfstoff ist seit Mai 2007 in der Schweiz befristet zugelassen. Die EU Zulassungsbehörden haben ihrerseits im Mai 2008 ein ähnliches Produkt vom gleichen Hersteller (mit vietnamesischem H5N1-Virusstamm statt dem indonesischen Stamm und mit demselben Hilfsstoff) zugelassen.

In den für die Zulassung vorgelegten Dokumenten gab es keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen. Der Präpandemie-Impfstoff kann jedoch ähnliche Nebenwirkungen wie der saisonale Grippeimpfstoff verursachen, allenfalls etwas stärker: entzündliche Reaktionen (Rötungen, lokale Schmerzen, Kopfschmerzen, Fieber), die normalerweise innerhalb einer Woche verschwinden.

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