Zunahme von HIV-Infektionen trotz Therapie
Die HIV-Therapie reduziert zwar das HIV-Infektionsrisiko, doch wenn gleichzeitig beobachten wir ein Nachlassen der Prävention vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben. Ein holländisches Team versucht im Mathematischen Modell die gegenläufigen Effekte der beiden Trends zu gewichten.
Basierend auf Niederländischen Meldedaten von HIV-Infektionen, Aidserkrankungen und Todesfällen infolge von Aids haben Bezemer et al. ein mathematisches Modelling der HIV-Epidemie bei MSM in den Niederlanden entwickelt. Sie kommen zum Schluss, dass der auch in NL beobachtete Anstieg der HIV-Diagnosen auf ein Nachlassen des Schutzverhaltens und auf eine Zunahme riskanten Verhaltens zurück zu führen ist.
Insofern nichts wirklich Neues. Leider gibt der Artikel keinen Einblick in die verwendeten mathematischen Modelle, insofern bleibt dem geneigten Leser nur übrig, den MathematikerInnen zu glauben. Die Schlussfolgerung der AutorInnen, dass individuelles Serosorting nicht effektiv sei, sondern nur die Senkung des Risikoverhaltens auf „pre-HAART levels“ die Zunahme von HIV-Übertragungen bei MSM in NL zu bremsen vermöge, ist so banal wie weltfremd.
Dennoch, die mathematischen Ansätze helfen grobe Trends zu erklären und Voraussagen über die Wirksamkeit der einen oder anderen Massnahme zu machen. Die Autoren erwähnen in der Diskussion auch, dass noch sehr viele Menschen mit Risikoverhalten in Holland nicht getestet sind. Dies reduziert die Wirksamkeit der HIV-Therapie. Ein weiteres Element, was die Autoren auch ausser Acht gelassen haben ist der Effekt der HIV-Primoinfektion auf den Verlauf der Epidemie. Sie sagen selbst, dass dies noch studiert werden sollte.
Demgegenüber wäre es hoch interessant, das Schweizer Experiment mit „Mission Possible“ (www.missionp.ch) der Aids-Hilfe Schweiz in das Modell zu übertragen und den Effekt zu berechnen.